Hoffnung bricht auf

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über eine Botschaft zur Weihnachtszeit

Zweieinhalb Wochen noch bis Weihnachten. Je näher die Feiertage rücken, desto verzagter wird Klaus. Im Sommer ist seine Frau nach schwerem und langem Krebsleiden gestorben. Wie soll er mit dieser tiefen Trauer im Herzen das Fest der Familie und der Liebe feiern? Auch Claudia blickt Weihnachten mit Sorge entgegen. Immer gegen Monatsende steigt ihr Stress. Heizen oder Essen kaufen? muss sich die alleinerziehende Mutter von drei Kindern fragen. Nächstes Jahr wird es noch enger, die Politik hat Kürzungen bei der Sozialhilfe angekündigt. Wie soll sie, geplagt von Zukunftsängsten, das Fest der Freude feiern? 1.500 km weiter östlich schaut Olek in den Wolken verhangenen Winterhimmel. In der Nacht hat eine russische Drohne das Nachbarhaus getroffen. Dass er das noch erleben muss, in seinem Alter. Wie soll er mitten im Krieg das Fest des Friedens feiern?

Mit Blick auf unsere Welt, wie sie ist, zerbricht die vorweihnachtliche Idylle, die Straßenbeleuchtung, Christkindlmarkt und Kaufhausmusik vermitteln. Wenig idyllisch waren auch die Aussichten Marias: jung, schwanger, noch unverheiratet, Angehörige des Volkes Israel, das stöhnte unter der Besatzung durch die Römer. Ein bekanntes Adventlied kleidet ihre Situation in ein Bild: „Maria durch ein Dornwald ging, der hat in sieben Jahrn kein Laub getragen.“ Durch’s Gestrüpp des Lebens schlägt sich Maria.

„Was trug Maria unter ihrem Herzen? Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen.“ So beängstigend dornig der Wald um sie ist – Maria ist guter Hoffnung. Denn mit jedem Kind kommt neue Hoffnung in die Welt. Ganz besonders mit diesem Kind: „Da haben die Dornen Rosen getragen, als das Kindlein durch den Wald getragen.“ Mitten im trockenen Gestrüpp lässt Gott es blühen. In den zarten Rosenblüten zeigt sich die Kraft des Lebens. Die Dornen bleiben, sie stechen immer noch. Aber mittendrin brechen die Knospen lebendiger Hoffnung auf.

Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung. Wie die schwangere Maria selbst in ihrem berühmten Lied, dem Magnifikat, das im Lukas-Evangelium überliefert ist, singt: „Gott stürzt die Machthaber vom Thron und hebt die Unbedeutenden empor. Er füllt den Hungernden die Hände mit guten Gaben und schickt die Reichen mit leeren Händen fort. Er kommt seinem Diener Israel zu Hilfe und erinnert sich an seine Barmherzigkeit.“

Hoffnung heißt, sich inmitten von Trauer, Armut und Krieg eine Welt vorstellen zu können, in der Unbedeutende wichtig werden und Hungernde satt werden, in der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit herrschen und Liebe, Freude und Friede möglich sind. Dass diese Hoffnung in ihnen aufbricht, das wünsche ich Klaus, Claudia und Olek.

Weitere Artikel

Nach Oben