<h3>Maria Katharina Moser über Verkünder der frohen Botschaft</h3>
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<p>Jetzt ist die Zeit der Engel. So ist es auch für mich an der Zeit, meine Engel auszupacken und sie rund um die Krippe zu platzieren. Wie jedes Jahr freue ich mich auf die Worte aus dem Weihnachtsevangelium, mit denen der Engel den Hirten auf dem Felde die frohe Botschaft verkündet: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“</p>
<p>Warum eigentlich beginnt Gottes Bote seine Botschaft mit „Fürchtet euch nicht“, wo sie doch eine frohe Botschaft ist? frage ich mich. Weil die Welt, in der Heiland geboren ist, so zum Fürchten ist. Voller Krieg und Gewalt, Krankheit und Leid, Missgunst und Neid, Unsicherheit und Armut. Damals wie heute. In solch einer Welt fällt es schwer, eine frohe Botschaft zu hören. Bad news are good news, das sind wir gewohnt. Können wir der frohen Botschaft vertrauen? Wird unsere Hoffnung enttäuscht? Was verlangt die frohe Botschaft von uns? Werden wir der Herausforderung, vor die sie uns stellt, gerecht? Schwarzsehen ist oft leichter.</p>
<p>Die frohe Botschaft ist ungeheuerlich. Im Kind, in Windeln gewickelt in einer Krippe liegend, kommt Gott selbst in die Welt, um sie neu zu machen. Wenn wir uns in der Welt der beschränkten Möglichkeiten eingerichtet haben, kann uns schon bange werden bei der Botschaft, dass eine andere Welt möglich ist. Dann brauchen wir einen Engel, der „Fürchte dich nicht“ sagt, uns bei der Hand nimmt und den Weg weist. Den Weg zur Krippe, zur frohen Botschaft, zum göttlichen Kind.</p>
<p>In der Krippe, die Johann Giner Ende des 18. Jahrhunderts geschaffen hat und die alljährlich in Absam in Tirol aufgestellt wird, hat jeder Hirte seinen eigenen Engel, der ihm den Weg zur Krippe weist. Einem Hirten mittleren Alters sind Unsicherheit und Angst ins Gesicht geschrieben. Sein Engel schaut ihn liebevoll und entschieden an und packt ihn an der Hand. Ein junger Hirte dreht sich zweifelnd weg, scheint lieber einen anderen Weg gehen zu wollen. Sein Engel verwickelt ihn in ein Gespräch und hebt leicht mahnend den Zeigefinger. Ein anderer Hirte hat seinen kleinen Sohn an der Hand, der Bub scheint sich nicht so recht auszukennen, wo er mitten in der Nacht hin soll. Der Vater und sein Engel nehmen ihn in die Mitte.</p>
<p>Es gibt mehr als einen Engel. Jeder und jede braucht einen eigenen Engel. Und für verschiedene Situationen braucht es verschiedene Engel, wie Jürgen Ceplak weiß. Er ist bildender Künstler und Autor mit Behinderung, der im Atelier de La Tour der Diakonie in Kärnten arbeitet.</p>
<p>Jürgen Ceplak schreibt: „Botenengel werden geschickt für die Nachrichten, sie sind die Zeitung vom Himmel. Schutzengel beschützen die Fußgänger, die Arbeiter, die Kranken, die Tiere, alle Menschen dieser Welt. Musikengel spielen auf ihrer Flöte, einige blasen auf den Trompeten und singen dazu. Es gibt auch böse Engel, sie sind schwarz, so kann man sie erkennen. Kochengel helfen beim Kochen, das Essen wird viel besser und leuchtet ein bisschen. Redeengel, der redet mit dir. Traumengel kommen nur, wenn du schläfst, sie schenken dir Glück. Traurige Engel weinen mit dir, die teilen deinen Kummer. Gaudiengel machen laute Jauchzer und Jodler, sie erzählen Witze und halten lustige Gespräche. Die Engel sind für dich da.“</p>
<p>Die frohe Botschaft gilt immer und überall. Wenn wir lachen, und wenn wir weinen. Mitten im Alltag. Engel, die für uns da sind, haben immer Saison.</p>