Die Evangelische Kirche 1938 - 1945

Die anfängliche Begeisterung für die mit dem „Anschluss“ gefeierte „Heimkehr ins Reich der Reformation“ wich sehr bald der Ernüchterung, die Auflösung des Schul- und Vereinswesens traf die Gemeinden schwer.

Am 28. Oktober 1942 beschloss die Wiener Superintendentialversammlung die Teilung der bisherigen Superintendenz und die Gründung von vier neuen Diözesen: Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Wien. Die Ereignisse gegen Kriegsende verhinderten die praktische Durchführung. Der letzte, seit 1928 amtierende Superintendent, Johannes Heinzelmann (Villach) starb am 14. Jänner 1946 in Linz.

 

Zusatz: Der Anschluss Österreichs

„Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938, zogen Evangelische aus dem ‚Reich‘ zu. Deutschland als Mutterland der Reformation, gepaart mit der spürbar pro-katholischen und anti-protestantische Ausrichtung des österreichischen Ständestaates hatten viele Evangelische, gerade auch innerhalb der Pfarrerschaft, ihr Heil in Deutschland sehen und die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus freudig begrüßen lassen. – Doch die Stimmung kippte bereits 1938: Der anti-kirchliche Druck durch das NS-Regime nahm zu. Bereits kurz nach dem Anschluss waren kirchliche Vereine aufgelöst, die Schulen für Gottesdienste geschlossen und religiöse Veranstaltungen außerhalb der Kirche untersagt worden. Der Ausbruch und die Fortdauer des Krieges ließen kirchliches Leben fast unmöglich werden“, wie Historiker Bernd Zimmermann in der Chronik der Pfarrgemeinde Donaustadt berichtet.

Auch die Evangelische Kirche lud in dieser Zeit schwere Schuld auf sich. Nach dem Schrecken des Zweiten Weltkrieges ist es für die Evangelische Kirche wichtig, auch heute nicht zu vergessen und Lehren für die Zukunft zu ziehen. „Nie wieder soll sich die Kirche mit menschenverachtenden und todbringenden Kräften verbünden, sondern die Würde jedes einzelnen Menschen achten“, wurde im Mai 2015 zum 70-Jahr-Gedenken des Endes des Zweiten Weltkriegs erklärt.

[Dieser Zusatz ist aus dem Beitrag "Geschichte der Evangelischen in Wien: ein Überblick" von Dr. Hannelore Köhler und Martina Schomaker-Engemann, erschienen im Buch "So evangelisch ist Wien" (Falter Verlag 2016), entnommen.]

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