Diakonie fordert konkreten Maßnahmenplan für Inklusion in Kindergarten, Schule und Ausbildung

 
von Evangelischer Pressedienst

Moser kritisiert „Vogel-Strauß-Politik“

Wien (epdÖ) – Die Diakonie Österreich mahnt ein inklusives Bildungssystem für alle Kinder und Jugendlichen von der Elementarpädagogik bis zur Hochschule ein. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 28. März betonte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser, es brauche „kein Parallelsystem, kein Sonderschulsystem, sondern ein inklusives Bildungssystem für alle, in denen Kinder mit Behinderungen die Förderung und Betreuung bekommen, die sie brauchen“.

Wie es um die Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen im Bildungsbereich in Österreich steht, wisse man aufgrund fehlender Datenlage nicht, beklagt Moser. „Wir wissen nicht, wie viele Kinder mit Behinderungen in Österreich auf einen inklusiven Kindergartenplatz warten.“ Es gebe auch keine verfügbaren Zahlen und Fakten, wie viele der rund 7.000 Kleinkinder-Betreuungseinrichtungen und Kindergärten Integrations- oder Inklusionsplätze anbieten. Moser weiter: „Wir wissen nicht, wie viele Schüler:innen in Sonderschulen Schulabschlüsse schaffen und wie viele Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in inklusive Klassen gegangen sind, Schulabschlüsse schaffen.“ Auch wisse man nicht, wie sich der sonderpädagogische Förderbedarf auf die berufliche Karriere auswirke.

„Belastbare Daten, Zahlen und Fakten wären aber Voraussetzung für einen vernünftigen Maßnahmenplan. Und dass es einen solchen nicht gibt, lässt tief blicken“, übt Moser Kritik an der Politik und spricht von einer „Vogel-Strauß-Politik: Kopf in den Sand“.

Ein Fachausschuss, der die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen geprüft hat, habe Österreich ein denkbar schlechtes Zeugnis ausgestellt: Die österreichische Praxis werde darin als „mangelhaft“ bewertet. Sie stoße auf massive Kritik wegen „eklatanter Versäumnisse seitens der Politik“, wie es in einer Aussendung des Fachausschusses heißt.

Nationaler Aktionsplan: mehr Rückschritte als sinnvolle Strategien

Die Diakonie kritisiere seit längerem, dass der Nationale Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention im Kapitel zur Bildung mehr Rückschritte als sinnvolle Strategien für die Zukunft beinhalte. „Kindern mit Behinderungen werden ihre gleichen Chancen vorenthalten“, sagt Moser. Während die Politik wegschaue, „schauen wir als Diakonie hin“, betont die Diakonie-Direktorin. „Soweit das unter den gegebenen miserablen Bedingungen möglich ist, ermöglichen wir Kindern mit Behinderungen in einigen unserer Bildungseinrichtungen in Österreich inklusive Bildung vom Kindergarten bis zur Oberstufe.“

Maria Köck, Inklusionspädagogin und Mobile Entwicklungsbegleiterin in den Kindergärten der Diakonie Bildung in Wien fordert „für die Kleinsten im Bildungssystem umgehend ein verpflichtendes Kindergartenjahr auch für Kinder mit Behinderungen. Damit wäre die öffentliche Hand auch in der Pflicht, die fehlenden Plätze zu schaffen.“

Franz Greisberger ist Direktor des inklusiven Montessori Oberstufen Gymnasiums der Diakonie in Salzburg, einer von zwei Schulen, in denen die Diakonie Inklusion in der Oberstufe ermöglicht. „In Salzburg läuft das in Form eines Schulversuchs, der dringend auf seine Überführung ins Regelschulwesen wartet, damit wir gesichert weitermachen können“, berichtet Greisberger.

In Österreich endet das Recht auf einen Schulplatz mit der Schulpflicht. Die Diakonie fordert einen Rechtsanspruch auf ein 11. und 12. Schuljahr. Es bedarf einer Änderung des Schulunterrichtsgesetzes, damit dieses Recht für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf verankert ist.

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