Gedenken an Terroropfer: Superintendent Geist will „nie zur Tagesordnung übergehen“

 
von Evangelischer Pressedienst

Mehrere Gedenkveranstaltungen in Wiener Innenstadt

Wien (epdÖ) – Zum Jahrestag des Terroranschlags in der Wiener Innenstadt am 2. November 2020 hat der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist zur Versöhnung gegen Hetze und Spaltung aufgerufen: „Das Attentat mahnt uns alle, die wir in der Stadt Wien leben und arbeiten, aufmerksam aufeinander zuzugehen und behutsame Schritte der Versöhnung zu gehen. Die Not der schutzlosen Opfer und der ratlosen Angehörigen wird uns nie zur Tagesordnung übergehen lassen, sondern Aufruf bleiben, ihnen beizustehen“, sagte Geist am Rande einer Gedenkveranstaltung der Stadt Wien am Desider-Friedmann-Platz gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Die Evangelischen der Stadt seien in Gedanken mit allen Betroffenen verbunden. Es sei die Aufgabe von religiösen und politischen Gruppierungen, „jeder Hetze und jeder Spaltung in der Gesellschaft entgegenzuwirken“. Das Ende roher Gewalt könne nie „unhinterfragte Gegengewalt“ sein. Bei der Gedenkfeier anwesend waren unter anderem auch Bürgermeister Michael Ludwig, Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und Kardinal Christoph Schönborn. Ludwig betonte laut APA: „Diese Stadt ist stark und diese Stadt zeigt, dass auch in Krisensituationen das Zusammenstehen, das Miteinander im Vordergrund stehen.“

Gedenkfeier in der Ruprechtskirche

Eine weitere Gedenkfeier fand am Abend in der Wiener Ruprechtskirche statt. Hier nahmen hochrangige Vertreter der Bundespolitik wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Alexander Schallenberg und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka teil. Die Kirchen wurden u.a. vom evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka, Kardinal Christoph Schönborn und Metropolit Arsenios Kardamakis vertreten.

Fassungslos stehe man vor dem Phänomen des Terrors, der sich immer wieder in verschiedenen Varianten manifestiere, sagte Kardinal Schönborn. „Der Glaube, dass Gewalt die Lösung ist und das Heil durch Gewalt bewirkt wird, diese Saat wird immer wieder gesät und geht auch auf.“ Doch das Gegenbild, der Geist der Gemeinschaft, sei letztlich stärker, zeigte sich der Kardinal überzeugt: Menschlichkeit, Mut, Anteilnahme und Mitgefühl – All dies habe sich in der Terrornacht auf vielfältige Weise gezeigt.

Es gebe keine angemessenen Worte angesichts des Geschehenen, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Richtung der Angehörigen der Opfer. Er bitte diese, sein persönliches Mitgefühl und jenes der Republik anzunehmen. Bundeskanzler Alexander Schallenberg betonte, alle, die Hass und Zwietracht säen oder Extremismus verbreiten, werde die volle Härte des Gesetzes treffen. Den Terroristen werde es nicht gelingen, die Grundlagen der freien demokratischen Gesellschaft in Österreich zu unterminieren, so Schallenberg. Er warnte in diesem Zusammenhang auch davor, aufgrund der Taten einiger weniger ganze Gruppen oder gar Religionsgemeinschaften auszuschließen oder an den Pranger zu stellen.

Jugendorganisationen zogen durch Innenstadt

Zahlreiche Jugendorganisationen luden am Nachmittag zu einem Schweigemarsch durch die Wiener Innenstadt. An der Aktion beteiligten sich unter anderem die Evangelische Jugend, die Muslimische Jugend, die jüdischen österreichischen HochschülerInnen und die Gewerkschaftsjugend.

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