Superintendent Geist: "Verbreiten Sie, was der Karfreitag für Sie bedeutet"

Matthias Geist zur Idee des "halben Karfreitags"

 
von Martina Schomaker
Superintendent Matthias Geist will die neue Karfreitags-Bestimmung nicht so einfach hinnehmen. Foto: epd/Uschmann
Superintendent Matthias Geist will die neue Karfreitags-Bestimmung nicht so einfach hinnehmen. Foto: epd/Uschmann

Stellungnahme von Superintendent Dr. Matthias Geist:

Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich und ihre Vertreterinnen und Vertreter sind sehr betroffen über die Entscheidung der Bundesregierung über die diesjährige Karfreitagsregelung.
Als Superintendent unserer Superintendenz stelle ich fest:

Die langjährige Glaubenspraxis vieler evangelischer Christen in unserem Land wird massiv behindert.
Gottesdienste am Karfreitag gehören selbstverständlich zu unserem Glauben, auch wenn sie vor 14.00 Uhr beginnen.
Die neue gesetzliche Feiertagsregelung bedeutet also eine Einschränkung unseres Glaubenslebens, unserer Glaubensfreiheit.
Das Religionsrecht muss wirtschaftlichen Interessen weichen. Diese neue Bestimmung nehme ich als Vertreter unserer Kirche nicht so einfach hin.

Die Erinnerung an das Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth ist der Ausgang und das Zentrum unseres Glaubens.
Denn für uns bedeutet dies, wie nahe Gott dieser Welt immer steht und bleibt - auch in Ohnmacht, Leid und aller Zerrissenheit.
Als Superintendent von Wien werde ich mich - auch in Verbindung mit den anderen Diözesen - auf kirchenleitender Ebene für die Weiterführung der Gespräche auf politischer Ebene einsetzen.

Und in verschiedenen Bereichen ist auch Ihre Mitwirkung gefragt, wenn die Religionsausübung von evangelischen Christen erschwert wird.
Bitte verbreiten Sie, was der Karfreitag für Sie bedeutet, machen Sie Werbung für die Gottesdienste und vertreten Sie unsere Kirche glaubwürdig nach außen.
Sollten Sie gute und durchführbare Ideen haben, wie die gezielte Diskussion um den Karfreitag auch in Zukunft erhalten und bereichert werden kann, bitte wenden Sie sich an das Pfarramt Ihrer Wahl oder an die Superintendentur in der Hamburgerstraße 3, 1050 Wien. Manche Initiativen können sicher österreich- oder wienweit verfolgt werden.

Mit herzlichen Segenswünschen
Ihr Matthias Geist, Superintendent

Stellungnahme von Superintendentialkuratorin Petra Mandl:

Stellungnahme der Wiener Superintendentialkuratorin zur Karfreitagsregelung

Die von der Regierung geplante Gesetzesänderung zur Karfreitagsregelung ist ein massiver Einschnitt in die Religionsausübungsrechte der Mitglieder der Evangelischen Kirche. Die vollen Kirchen bei den Karfreitagsgottesdiensten, die zu überwiegendem Teil  am Vormittag abgehalten werden, zeigen, wie viele evangelische Christinnen und Christen an ihre Kirche gebunden sind und durch den Besuch des Gottesdienstes diese Bindung bestätigen und stärken. In ganz Österreich, aber besonders in einer Großstadt wie Wien mit ihrem hektischen Alltagsleben, wird es nicht möglich sein, dass die evangelischen Christinnen und Christen abseits von Beruf und Verpflichtungen den Tag in der gebotenen Würde begehen und dem Leiden und Sterben Jesu Christi am Kreuz in Ruhe gedenken. Daher ist es durch die geplante Regelung nicht möglich "garantiert den Feiertag zu begehen" wie Minister Hofer in der ZIB 2 am 19.2. gemeint hat. Die von Hofer angesprochenen Abendgottesdienste sind eine gewünschte Bereicherung, aber keinesfalls eine Alternative für Christinnen und Christen, wenn dieser bedeutende Tag des Kirchenjahres zum überwiegenden Teil am Arbeitsplatz verbracht werden muss.

Die Proteste aller Interessenvertretungen, sowohl von Arbeitnehmer - als auch von  Arbeitgeberseite zeigen, dass diese Lösung unausgegoren und keinesfalls ein Kompromiss ist, so wie von RegierungsvertrerInnen dargestellt, denn bei einem Kompromiss nähern sich mehrere Seiten an eine Lösung an, die Evangelische Kirche wurde aber in die Verhandlungen nicht eingebunden.
Die Haltung der Sektion Handel der Wirtschaftskammer, dass das Offenhalten der Geschäfte am Karfreitag gewährleistet sein muss (s. Ö1 Morgenjournal vom 21.2.19)  bestätigt, dass es wichtig ist sich dafür einzusetzen, die Ausübung von religiösen Rechten, insbesondere für eine religiöse Minderheit wie die Evangelische Kirche, in unserem Staat unbedingt weiterhin zu gewährleisten und über das Ziel der Gewinnmaximierung zu stellen. Unterstützen Sie daher die Petition
https://mein.aufstehn.at/petitions/karfreitag-feiertag-fur-alle

Ihre Petra Mandl, Superintendentialkuratorin

 

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