Vernünftiger Umgang mit Migration führt zu vernünftigen Gesetzen

Lange Nacht der Kirchen: Poetry Slam mit vielen Lachern – Film und Diskussion zum ernsten Thema „Migration“

 
von Martina Schomaker
Bischof Michael Bünker im Stephansdom
Bischof Michael Bünker im Stephansdom

Mehr als 130.000 Menschen besuchten in Wien die „Lange Nacht der Kirchen“ am Freitag, 23. Mai. Mit Konzerten und Lesungen bis zu Podiumsdiskussionen  und liturgischen Akzenten präsentierten Pfarrgemeinden die Vielfalt von Kirche. Alle 16 im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vertretenen Kirchen waren beteiligt. Eröffnet wurde die „Lange Nacht“ mit einem ökumenischen Gottesdienst im Stephansdom, in dem Bischof Michael Bünker predigte.

  Auch die Evangelische Superintendentur A.B. Wien bot gemeinsam mit der Evangelischen Hochschulgemeinde ein spannendes Programm: In der Kapelle des Albert Schweitzer Hauses riefen beide Institutionen zuerst zum „Poetry Slam“ auf, einem Dichterwettstreit. Vier „Slammer“ trugen mit einer Portion Theatralik ihre eigenen Texte vor, das über 30-köpfige Publikum bewertete und kürte letztlich die Slammerin Adina zur Siegerin. Die Schlagzeilen der nächsten Wochen, der Weg nach Wien und eine Kette bissiger Wortspiel-Fragen wie: „Feiern dicke Menschen jedes Jahr einen runden Geburtstag“ wurden auf der Bühne thematisiert und ernteten viele Lacher. Superintendent Hansjörg Lein moderierte.

Danach wurde es ernster: Mit dem Film „Keine Insel“ von Fabian Eder zeigten Superintendentur und Hochschulgemeinde eine kritische Dokumentation zur europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik. Der Fokus des auf Malta, Lampedusa und in Sizilien gedrehten Films liegt dabei auf den Erkenntnissen jener Menschen, die tagtäglich mit der Flüchtlingsproblematik konfrontiert werden - den BürgerInnen, Behörden und NGOs.

Im Anschluss diskutierten dazu Marcus Schindler-Strauss aus der Film-Crew und Diakonie-Direktor Michael Chalupka, moderiert von STANDARD-Journalistin Irene Brickner. Die Filmszenen, die die unbegründeten Ängste junger Malteser vor dem Fremden und um Arbeitsplätze zeigt, kommentierte Schindler-Strauss so:  „Ich bin diesen Menschen nicht böse. Es ist wichtig, auch diese Seite zu zeigen. Ich kann mir so eine Situation, solche Kommentare, auch in Wien auf der Straße vorstellen.“

Diakonie-Direktor Chalupka wies auf die aktuelle Abschreckungspolitik Österreichs hin, die sich in den vergangenen 20 Jahren extrem verstärkt habe. „Wir machen es diesen Menschen besonders schwierig. Es ist gefährlich, wenn wir für eine bestimmte Gruppe Grundrechte außer Kraft setzen – das wird sich auf das Ganze auswirken.“ Ein Umdenken funktioniere nur über wirkliche Begegnungen, über ein Miteinander-Leben. Wie die Abschreckung und Abschottung zu Gesetzen geführt habe, könne ein vernünftiges Bewusstsein und ein vernünftiger Umgang mit Migration zu neuen Gesetzen führen und zur überfälligen Abschaffung von Gesetzen wie der Dublin II-Verordnung.

 
„Ich hoffe, dass in ein paar Jahren ein anderer Film, der eine zukunftsfähigere, gerechtere Message transportiert, gezeigt werden kann“, schloss Moderatorin Brickner hoffnungsvoll die Diskussion.

Text: Martina Schomaker

Fotos: Georg Radlmair (1), Martina Schomaker

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