Bischöfin Richter: Gefängnisseelsorge ist „enorm wichtiges Arbeitsfeld“
Evangelische Gefängnisseelsorgerinnen und -seelsorger tagten in Linz
Wien (epdÖ) – Als ein „enorm wichtiges Arbeitsfeld, das viel mehr Bekanntheit verdient“, bezeichnete Bischöfin Cornelia Richter die Arbeit der Evangelischen Gefängnisseelsorge in Österreich. Am 14. und 15. November nahm Richter am der jährlichen Tagung der Gefängnisseelsorgerinnen und -seelsorger teil, die diesmal in Linz stattfand und von Pfarrer Markus Fellinger, der Sprecher der ARGE Gefängnisseelsorge, organisiert wurde.
„Einer der wichtigsten Punkte unserer jährlichen Zusammenkünfte liegt im Austausch untereinander“, betont Fellinger. Gefängnisseelsorge sei ein sehr spezieller Arbeitszweig, „in den kaum jemand Einblick hat, der oder die nicht damit zu tun hat“. Umso wichtiger sei es, im Rahmen der Tagung Erfahrungen zu teilen, neue Ideen und Inspirationen zu entwickeln und einander zu ermutigen. „Dass sich unsere neue Bischöfin eine Woche nach ihrer Amtseinführung Zeit genommen hat, um uns und unsere Arbeit kennenzulernen, hat uns berührt und unterstreicht, dass Gefängnisseelsorge seit Jahren schon einen besonderen Akzent evangelischen gesellschaftlichen Engagements darstellt“, zeigte sich Fellinger dankbar.
Neben persönlichem Erfahrungsaustausch referierte Peter Kastner zum Thema „Seelsorge im Gefängnis aus dem Blickwinkel der Volksanwaltschaft“. Kastner ist stellvertretender Geschäftsbereichsleiter in der Volksanwaltschaft und hält regelmäßig Sprechtage in den Justizanstalten und Einrichtungen des Maßnahmenvollzugs. Bei der Tagung machte er die rechtliche und systemische Bedeutung der Seelsorge im Strafvollzug deutlich.
Bischöfin Richter dankte nach dem Treffen allen Mitarbeitenden in den Justizvollzugsanstalten aller Arten, „die unter schwierigen Bedingungen versuchen, ihr Bestes zu geben. Ich danke allen professionellen und ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern für Ihren Einsatz.“ Sie verwies auch auf die unantastbare Würde des Menschen „gerade dort, wo es um Recht und Ordnung geht“.
Veranstaltungstage „Aussage gegen Aussage“
Gemeinsam mit dem „AHS – Forum der Zivilgesellschaft“ lud die evangelische Gefängnisseelsorge auch zu den Veranstaltungstagen „Aussage gegen Aussage“. (Foto: ASH Forum)
Ein Anliegen der Evangelischen Gefängnisseelsorge ist es auch, Missstände aus den Gefängnissen in der „Plattform Strafrechtsethik“ an die Öffentlichkeit zu tragen. Gemeinsam mit dem „Albert Schweitzer Haus – Forum der Zivilgesellschaft“ behandelt die Gefängnisseelsorge gesellschaftspolitisch relevante Themen, die selten Platz in öffentlichen Veranstaltungen finden. Am 20. und 21. November fanden in diesem Rahmen und in einem erweiterten Kooperationsverbund (Union für die Rechte von Gefangenen, Menschen & Rechte, Die Furche, Verein SToP Partnergewalt) die Veranstaltungstage „Aussage gegen Aussage. Wie fehleranfällig ist das Recht?“ statt.
50 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Bereichen waren der Einladung in die Veranstaltungsräume der VHS Ottakring gefolgt. Zentral bei der Tagung war der Austausch unter Fachleuten mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Thema „Aussage gegen Aussage“. „Hier treffen Mitarbeitende aus dem Opferschutz auf Menschen, die mit Falschbeschuldigten zusammengearbeitet haben oder davon betroffen waren. Ohne diesen Austausch können wir das System nicht so aufstellen, dass es im Sinne aller Recht spricht“, erklärt Angelika Neuner, Bildungsreferentin für Strafrechtsethik und Gewaltprävention sowie Organisatorin und Mitgestalterin der Tagung.
In Workshops wurden zu den Themenbereichen „Psychologische und Psychiatrische Gutachten“, „Gesellschaftlicher Diskurs und Medien“ sowie „Rechtliche Situation“ Botschaften erarbeitet, auf die in einer Podiumsdiskussion Bezug genommen wurde.
Weitere Information dazu auf: https://www.ash-forum.at/site/schwerpunkte/gewaltundstrafrecht/plattformstrafrechtsethik
Derzeit gibt es 18 evangelische akkreditierte Seelsorgerinnen in österreichischen Gefängnissen. Die meisten davon verrichten diesen Dienst im Neben- oder Ehrenamt.
Weitere Informationen auf: https://www.gefaengnisseelsorge.at/