Cornelia Richter: „Empowerment von Frauen fördern“
Evangelisch-lutherische Bischöfin spricht in der ZIB 2 auch über die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Karfreitags
Wien (epdÖ) – Die evangelisch-lutherische Bischöfin Cornelia Richter plädierte in der ORF-Sendung ZIB 2 vom Freitag, 14. November, dafür, das Empowerment von Frauen zu fördern und den Karfreitag zu einem Feiertag für alle zu machen.
Auf die Frage an die erste Bischöfin der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, inwiefern man ihre weibliche Handschrift an diesem Amt ablesen werde können, antwortete Richter, dass der größte Unterschied vielleicht der sei, „dass ich eine andere Vorbildfunktion ausübe“. Junge Frauen hätten damit ein Rollenbild vor Augen, wo man sagt: „Schau, das kann man auch werden!“
Zur Ordination von Frauen hielt Richter im Gespräch mit Marie-Claire Zimmermann fest, dass es aus evangelischer Sicht biblisch und dogmatisch keinen Grund gäbe, Frauen nicht zu ordinieren. Sie könne „ein bisschen“ nachvollziehen, dass die Römisch-katholische Kirche mit der Frage nach der Rolle der Frau ringe. „Glaubenslehre steht aber immer in einem Kontext“, die römisch-katholische Kirche habe weltweit betrachtet unterschiedliche Traditionen zu verbinden. Die ökumenische Verständigung in Österreich beschrieb die neue Bischöfin als „wirklich bewundernswert gut“. Das gemeinsame Ziel müsse sein, „dass man das Empowerment von Frauen fördert.“
Karfreitag als „Menschheitsthema“
Den Verlust des Karfreitags als Feiertag für Evangelische bezeichnete Richter, wie ihr Vorgänger Michael Chalupka, als „offene Wunde in unserer Geschichte“. Beim Karfreitag handle es sich um einen Feiertag, der nicht nur essentiell zum Osterzyklus dazugehöre. Er sei überdies „ein Feiertag, der eine gesamtgesellschaftliche Funktion hat“. Denn es ist auch „die Geschichte eines Menschen, der zum Tode verurteilt wird, durch einen Mob, der aufsteht, nachdem er ihn am Palmsonntag höchst bejubelt hat“. Das sei eine Erfahrung, „die heutzutage bedauerlicherweise auch Politikerinnen und Politiker machen, wie schnell es gehen kann, dass man vom Jubel in den Abgrund fällt“, hielt Richter fest.
Darüberhinaus sei der Karfreitag „eine Identifikationsgeschichte für alle, die unter Bedrohung und Folter leiden“ mit der existenziellen Aussage der Osterbotschaft, „dass durch den Tod hindurch neues Leben sichtbar ist“. Auf die Nachfrage, ob der Karfreitag nur für Evangelische ein Feiertag sein sollte, meinte Richter: „Am liebsten wäre mir, dass es ein Feiertag für alle wäre. Weil es ein Menschheitsthema ist.“ Eine einfache Lösung mit der Politik werde es nicht geben, zeigte sich Richter realistisch. Nachsatz: „Aber es nicht zu versuchen – dann wäre ich nicht die richtige Bischöfin der Evangelischen Kirche.“
Angesprochen auf den Rückgang der Mitgliederzahlen machte Richter auf einen großen gesellschaftlichen Transformationsprozess aufmerksam: Junge Leute würden sich heute anders an Institutionen binden, nämlich eher auf Zeit und projektbezogen. „Wenn man an Innovationsprojekte in der Kirche und der Diakonie denkt, da sind Junge dabei“, betonte Richter. Sie verwies auch darauf, dass die Evangelische Kirche über die Kernmitgliedschaft hinaus und unabhängig von ihrer zahlenmäßigen Größe eine „sehr große Ausstrahlung in die Gesellschaft hinein“ habe, etwa durch die Aktivitäten der Diakonie, Kindergärten, Schulen oder die vielfältigen Bereiche der Seelsorge. „Das muss man im Gesamtbild sehen“, gab die Bischöfin zu bedenken.