Diakonie drängt auf bessere Inklusion und Integration im Schulsystem

Maria Katharina Moser: Bildung als „zentraler Hebel für Aufstiegschancen“
Wien (epdÖ) – Verbesserungen bei Inklusion und Integration im Schulsystem fordert die Diakonie. „Unser Bildungssystem diskriminiert“, kritisierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Gründonnerstag, 17. April, bei einer Pressekonferenz in Wien. Die politische Debatte im Bildungsbereich werde auf Deutschförderung verkürzt. In Bezug auf Kinder mit Behinderung vermisst die Diakonie ein klares Bekenntnis der Regierung zu inklusiver Bildung.
Bildung sei Moser zufolge „ein zentraler Hebel für Aufstiegschancen“ und eine Voraussetzung für Erfolg auf dem Arbeitsmarkt. Gerade den Kindern, für die aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder einer Behinderung Chancen durch Bildung besonders wichtig seien, um gut Fuß fassen zu können, würden aber Chancen auf Bildung vorenthalten.
In der aktuellen politischen Diskussion gehe es nur um Spracherwerb und Deutschförderung, allerdings spielten auch zahlreiche andere Aspekte eine wichtige Rolle bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Moser nennt dabei den sozialen Status der Eltern, die schlechtere Ausstattung von Schulen an benachteiligten Standorten, die Halbtagsschulordnung mit einkalkulierter Nachhilfe sowie negative Vorurteile. Zweifelsohne stelle Deutsch eine Schlüsselkompetenz dar, aber das Konzept der Deutschförderklassen in der jetzigen Form habe versagt.
Die Deutschförderung müsse in eine grundsätzliche Reform eingebunden werden, fordert Moser. Ein wesentlicher Schlüssel dafür sei der von der Dreierkoalition geplante „Chancenbonus“ für Schulen mit größeren sozialen Herausforderungen. Die im Regierungsprogramm dafür vorgesehenen Mittel seien jedoch nach Ansicht Mosers sicher nicht ausreichend, um das flächendeckend umzusetzen. Dazu müsse der Chancenindex auch in den Finanzausgleich integriert werden. Stärkere Bildungspartnerschaft und Mitwirkungspflicht der Eltern, wie im Regierungsprogramm vorgesehen, würden in die richtige Richtung weisen. Jedoch seien Druck und Sanktionen kontraproduktiv, warnt Moser.
Diakonie: Befreiung von Kindern mit Behinderungen vom verpflichtenden Kindergartenjahr de facto Diskriminierung
Die zweite große Baustelle sieht die Diakonie bei der Inklusion. Kinder mit Behinderung hätten immer noch nicht den gleichen Zugang zu Bildung wie Kinder ohne Behinderung. Dies beginne bereits im Kindergarten. Die Befreiung von Kindern mit Behinderungen vom verpflichtenden Kindergartenjahr sei de facto eine Diskriminierung, weil sich der Staat dadurch von der Pflicht befreie, geeignete Plätze zur Verfügung zu stellen. Allein in Wien hätten etwa derzeit mehr als 1.000 Kinder mit Behinderung keinen Kindergartenplatz.
Die Diakonie begrüßt den im Regierungsprogramm geplanten Rechtsanspruch auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit Behinderung, wichtig sei aber eine rasche Umsetzung. Zudem gelte es, die Kinder auch inklusiv und nicht in Sonderschulen zu beschulen. Moser betont, dass man ein klares Bekenntnis der Regierung zu inklusiver Bildung vermisse. „Es fließen viele Ressourcen in den Sonderschulbereich, diese Mittel müssen dringend umgelenkt werden“, so die Diakonie-Direktorin.