Diakonie warnt vor zunehmender Altersdiskriminierung

Moser: „Lücken im Pflegesystem erschweren Prävention und Selbständigkeit“
Wien (epdÖ) – „Wir werden älter, und das ist gut so. Wir beobachten aber mit Sorge, dass Menschen im Alter zunehmend als Problem und nicht zu bewältigender Kostenfaktor dargestellt werden“, sagte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser anlässlich des Tages der älteren Menschen am 1. Oktober. Dies sei eine gefährliche Entwicklung, „denn negative Altersbilder wirken sich schädlich auf die individuelle Lebensqualität und sogar nachweislich auf die Gesundheit aus“, erklärte Moser.
Die Diakonie kritisiert, dass im öffentlichen Diskurs die Sorge-Leistungen der älteren Generation wie Kinderbetreuung, freiwilliges Engagement oder die Pflege von Angehörigen kaum beleuchtet würden. „Abwertende Bilder bergen die Gefahr, dass sich ältere Menschen zurückziehen aus der Gesellschaft“, hielt Moser fest. Dieser Rückzug stelle einen Risikofaktor für Einsamkeit und verminderte körperliche und geistige Aktivität dar. „Und dies wirkt sich negativ auf die Gesundheit und sogar die Lebenserwartung aus“, so die Diakonie-Direktorin. Die Diakonie fordert daher, Menschen im Alter in möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen aktiv einzubinden – „gerade auch, wenn altersbedingte Einschränkungen ihr Leben behindern“.
Laut der Diakonie setzten die meisten Prognosen den künftigen steigenden Pflegebedarf gleich mit dem höheren Anteil älterer Menschen in der Gesellschaft. Die Diakonie weist aber darauf hin, dass sich vorteilhafte politische Rahmenbedingungen stark auf ein gesundes, selbständiges Leben im Alter auswirken. „Wir dürfen nicht einfach den alten Menschen den Schwarzen Peter zuschieben“, betont Moser. „Unser Gesundheits- und Pflegesystem weist Lücken auf, die Prävention und Selbständigkeit erschweren.“
Die Diakonie kritisiert, dass die Community Nurses nur punktuell weitergeführt wurden, ebenso wie auch gesundheitserhaltende Therapien kaum finanziert werden. „Besonders fatal“ sei es nach Einschätzung Mosers, „wenn Menschen zu lange im Krankenhaus leben müssen, weil es keine Pflegeplätze gibt, oder wenn sie nur wegen fehlender mobiler Remobilisation ins Pflegeheim übersiedeln müssen“.
Die Diakonie fordert daher eine rasche flächendeckende Umsetzung von Unterstützungsangeboten, die Selbständigkeit erhalten und fördern. Dazu gehöre auch eine Anpassung des Pflegegeld-Systems, das derzeit erst bei vorhandenen Defiziten greift. Darüber hinaus setzt die Diakonie auf „Sozialräume“, in denen Unterstützung zwischen Familie und Institution stattfindet. Das sind etwa Wohnformen mit Sozialraumkoordination oder niederschwellige Angebote für den Alltag wie das Projekt „Allfred“ des Diakoniewerks sowie freiwilliges Engagement etwa bei „Plaudertischerln“ oder Besuchsdiensten.