Im Gebet widerstanden

1010Michael Chalupka über Glauben im KZ Mauthausen
Die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen jährt sich heuer zum 80. Mal. 190.000 Menschen wurden in Mauthausen inhaftiert, mindestens 90.000 ermordet. Sie alle haben widerstanden, Zivilcourage gezeigt und sind überwältigt worden von der Maschinerie des Todes. Es ist wichtig, dass man sich an ihre Leben erinnert. An jedes einzelne. Damit die Auslöschung nicht nach dem Tode der Opfer weitergeht.
In einem stach Mauthausen in besonderer Weise hervor. In Mauthausen war an Gott zu glauben und seinem Glauben auch Ausdruck zu verleihen selbst schon Widerstand und ein Grund, dafür ermordet zu werden. Offensichtliches Gebet, Gottesdienst, jede Form religiöser Betätigung war verboten im KZ Mauthausen.
Ein religiöses Lied, Seelsorge und Gebet gehörten zum Widerstand. Es durfte kein Anzeichen einer religiösen Hoffnung geben. In dieser Strenge stach Mauthausen selbst unter all den anderen Konzentrationslagern noch hervor.
Jeder und jede einzelne, die an diesem Ort in der Stille oder mit anderen einen Psalm, ein Gebet gesprochen haben, oder dem Nächsten Vertrauen zugesprochen haben und damit ihr Leben riskierten, haben das auch für alle die getan, die draußen vor dem Lager verloren waren in der Gottlosigkeit des NS-Regimes. Dort, wo jeder Rest von Menschlichkeit vernichtet werden sollte, wurde sie gelebt – auch für uns Nachgeborene. Die Erinnerung daran darf nicht verblassen.