Plakolm: Kirchen und Staat „Partner im Gemeinwohl“

 
von Evangelischer Pressedienst

Ministerin lud zum traditionellen Adventempfang der Glaubensgemeinschaften im Bundeskanzleramt

Wien (epdÖ) – Beim traditionellen Adventempfang der Glaubensgemeinschaften im Bundeskanzleramt in Wien hat Kultusministerin Claudia Plakolm die Verantwortung für die Gesellschaft als gemeinsamen Auftrag von Staat, Kirchen und Religionsgemeinschaften betont. Zwar seien Kirchen und Staat separate Institutionen, was aber nicht Distanz bedeute, sagte die ÖVP-Politikerin bei der Begegnung am 17. Dezember. „Wir sind Partner im Gemeinwohl“, unterstrich Plakolm in ihrer Ansprache vor zahlreichen hochrangigen Vertretern der christlichen Kirchen und der Religionen. Man teile die gemeinsame Mission, „für die Menschen da zu sein“.

Die Ministerin zeigte sich „beeindruckt“ vom breiten und lebendigen Glauben in Österreich und dem, was Kirchen, Religionsgemeinschaften und auch die religiösen Organisationen, Vereine und Initiativen das ganze Jahr über „unaufdringlich und leise im Hintergrund, aber immer mit großer Wirkung“ leisten. Gerade im sozialen Bereich, „wenn Menschen einsam, arm, verzweifelt oder überfordert sind“, würden Kirchen und christliche Initiativen „Menschen auffangen, sich kümmern und Hoffnung spenden“, bekräftigte Plakolm. Diese Art von sozialem Netz – Seelsorge, Fürsorge, Gemeinschaft – könne man nicht kaufen. „Das kann man sich nur wünschen. Wir sind froh, dass wir dieses Netz in Österreich haben“, so die Ministerin.

Die „gute Art des Dialogs“ zwischen Staat und Religionen in Österreich zeige sich aber gerade auch bei jenen Themen, bei denen man sich nicht einig ist, so Plakolm, die mit Amtsantritt der ÖVP-SPÖ-Neos-Regierung im März als Kanzleramtsministerin unter anderem die Zuständigkeit für Kirchen und Religionen und damit auch für das Kultusamt übernommen hatte. Die Ministerin erinnerte an ein Treffen im November mit der „Plattform der Kirchen und Religionsgesellschaften“, bei dem sich die 16 anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften untereinander austauschten. Im Rahmen dieser Begegnung habe sie „nachhaltig beeindruckt, wie wertschätzend und produktiv gerade bei den Themen diskutiert wird, die umstritten und kontrovers sind“. Für eine solche Form der Diskussion gelte es zu werben. „Und es ist eine Art des Miteinanders, die Österreich auszeichnet, für die ich ehrlich Danke sagen möchte“, sagte Plakolm.

Stoffers: „Friedenstreiber statt Kriegstreiber“

„Aus etwas Kleinem kann etwas Großes entstehen“ sei die Botschaft des Advents und von Weihnachten, betonte Ralf Stoffers bei dem Empfang. (Foto: Kathpress / Paul Wuthe)

Der reformierte Landessuperintendent und stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Oberkirchenrates A. und H.B., Ralf Stoffers, beschrieb den Advent als „eine Zeit, die unsere Sehnsucht, dass das, was ist, nicht alles ist“, wieder bewusst mache. „Aus etwas Kleinem kann etwas Großes entstehen“, das sei die Botschaft des Advents und von Weihnachten, gerade auch angesichts der Krisen unserer Zeit. Diese bräuchte „Friedenstreiber statt Kriegstreiber und Seelen-Entgifter statt Hetzer“. Stoffers fügte hinzu: „Wie Gott Mensch zu werden, ist möglich, wo Himmel und Erde sich begegnen.“

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner dankte in seiner Ansprache der gesamten Bundesregierung „für das engagierte Bemühen, unser Land in durchaus nicht leichten Zeiten gut und verantwortungsvoll zu regieren“. Nach dem Terroranschlag auf das jüdische Chanukka-Lichterfest im australischen Sydney bekräftigte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz noch einmal die Solidarität mit den Jüdinnen und Juden in Österreich und weltweit, „denn mit ihrem Glauben an den Ewigen Gott, mit dem Gesetz und den Propheten sind wir im Ursprünglichsten verbunden und bleiben es“. Lackner verurteilte „Gewalt jeglicher Art, aus religiöser Motivation oder gegen eine Religion“.

Den gesellschaftlichen Wert von Gemeinschaft und das kirchliche Bemühen darum stellte der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios Kardamakis in das Zentrum seiner Ausführungen. Ein Blick auf die Bibel mache deutlich: „Gott führt Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zu Weihnachten zusammen.“ Wo Menschen einander begegnen, von Angesicht zu Angesicht, seien auch Konflikte leichter zu lösen. Die Botschaft des Glaubens sei: „Gott lädt alle Menschen ein, ihm nachzufolgen, zusammenzukommen und sich um das Gute zu bemühen“, so der Vorsitzende der orthodoxen Bischofskonferenz.

Am Adventempfang nahmen seitens der Evangelischen Kirchen u.a. teil der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, die Superintendenten Matthias Geist, Robert Jonischkeit und Wolfgang Rehner, Militärsuperintendent Karl Trauner,  Superintendentialkuratorin Christa Grabenhofer, Oberkirchenrätin Ulrike Becvar-Sauseng, Kirchenrätin Kim Kallinger, der frühere Synodenpräsident Peter Krömer oder auch Pfarrerin Julia Schnizlein.  Aus der römisch-katholischen Kirche waren u.a. zugegen der ernannte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl, Militärbischof Werner Freistetter, der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried und Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka. Weiters kamen zu der Begegnung mit der Ministerin u.a. der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Gabriel, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin, Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister, der Präsident der Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, und Hirte Walter Hessler von der Neuapostolischen Kirche. Die musikalische Umrahmung gestaltete ein Kinderchor von der „Domsingschule St. Stephan“.

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