Wien: Europa-Gottesdienst mit der Botschaft „Nie wieder Krieg“

Superintendent Geist und Dompfarrer Faber betonten bei ökumenischer Feier christliche Verantwortung für Toleranz und Frieden
Wien (epdÖ) – Als Ausdruck der Erinnerung und des Gedenkens an die Schuman-Erklärung von 1950 haben die Katholische und die Evangelische Kirche am 9. Mai zum ökumenischen Europa-Gottesdienst im Stephansdom eingeladen.
Vor 75 Jahren, am 9. Mai 1950, ebnete der französische Ministerpräsident Robert Schuman den Weg zur heutigen Europäischen Union, indem er vorschlug, zur Friedenssicherung die französische und deutsche Kohle- und Stahlproduktion unter eine gemeinsame europäische Behörde zu stellen. „Kriege zwischen ihnen wären – ein Traum der Menschheit – undenkbar geworden“, erklärte der evangelische Lektor und Ideengeber für die Feierlichkeiten, Peter Roland.
Der Wiener Superintendent Matthias Geist betonte in seiner Ansprache, dass die Verantwortung für das Eintreten für Menschlichkeit über das europäische Miteinander hinaus gelingen müsse. „Unsere Verantwortung betrifft wirklich weltweiten Erhalt des Lebensraums und Klimaschutz, betrifft soziale Gerechtigkeit über den Globus, und sie betrifft auch den Umgang mit den Krisenherden der Welt“, sagte Geist. Der Glaube an Jesus Christus ermutige dazu, „auf alle Menschen aller Prägungen und Herkunftsländer“ zuzugehen. Der Superintendent mahnte außerdem, gemeinsam Terror einzudämmen und zu verurteilen. „Wir müssen gegen Völkerrechtsverletzungen und tiefstes menschliches Leid – auch in diesen Tagen in Gaza – aufstehen und für weltweite Verbindung unter dem Leitmotiv der Menschenwürde eintreten“, so seine Forderung.
Der Gedanke der Toleranz und des Friedens müsse heute auf christlichen Werteboden gestellt werden, unterstrich der Wiener Dompfarrer Toni Faber in seinen Grußworten. Die Botschaft „Nie wieder Krieg“ müsse auch den Kindern der nächsten Generationen weitergegeben werden.
„Wir sollten heute aber nicht nur an die Zeit vor 75 Jahren denken“, mahnte Peter Roland. Die Welt sei eine andere, bedrohlich andere geworden. „Aber vielleicht haben so manche Philosophen recht, dass sich Europa nur dann einigen würde, wenn es von außen bedroht wird“, so Roland im Gottesdienst.
Redner beim Europa-Gottesdienst war auch Nikolaus Marschik, Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Longfield Gospel Choir, der die Gospelmesse sang. Motiv der von Georg Weilguny komponierten Gospelmesse ist die christliche Verantwortung für Frieden. Den lateinischen Text der Europahymne zur Musik Beethovens, die gemeinsam mit den Gläubigen gesungen wurde, lieferte Peter Roland.