Zum Heulen

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka mit Gedanken über Anfang und Ende des Lebens

Wir versuchen, bewusst zu leben, unser Leben unter Kontrolle zu behalten. Doch das Unvorhergesehene und Überraschende drängt sich dazwischen – so manches Mal zu unserem großen Glück, immer wieder auch zum Unglück, das zum Heulen ist.

Anfang und Ende des Lebens sind unverfügbar. William Shakespeare schrieb: „Wenn wir geboren werden, weinen wir, dass wir auf diese große Bühne der Narren gekommen sind.“ Weinen vor Glück, weinen vor Schmerz, weil es dort, wo wir herkommen, schöner war? Wer weiß?

Der Apostel Paulus schreibt: „Keiner von uns lebt für sich selbst, und auch wenn wir sterben, gehört keiner von uns sich selbst.“ So wie der Anfang des Lebens, so entzieht sich auch das Ende unserer Kontrolle. Krankheit, Verzweiflung, Angst und Verlust der Lebenskraft überwältigen uns.

Das Sterbeverfügungsgesetz in Österreich öffnet die Möglichkeit, unter genau festgelegten Bedingungen, wenn die Krankheit zum Tode führt und das Leiden zu groß ist, den assistierten Suizid zu wählen. Diese Wahl zu haben, ist für viele eine Erleichterung, nimmt Angst.

Oft wird vom selbstbestimmten Tod gesprochen. Doch niemand bestimmt seinen Tod selbst. Der eine wählt nur einen bestimmten Zeitpunkt, die andere trifft eine andere Wahl. Beides ist zum Heulen.

Christen sprechen von der Auferstehung und davon, dass die Tränen abgewischt werden. Sie glauben, dass das Leben auch im Sterben überraschen kann. Wer weiß.

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