Interreligiöse Gedenkfeier im Grazer Dom

 
von Evangelischer Pressedienst

Rehner: „Wahrnehmung des göttlichen Lichts in der Dunkelheit der Trauer“

Graz (epdÖ) – Nach der Amoktat vor einer Woche in einer Grazer Schule fand am Dienstagabend, 17. Juni, im Grazer Dom mit einer interreligiösen Gedenkfeier der offizielle Gedenkakt des Landes Steiermark statt. Den Angehörigen und den Betroffenen wurde damit die Möglichkeit geboten, zusammenzukommen, gemeinsam zu trauern und die nächsten Schritte zu setzen, die schrecklichen Ereignisse miteinander zu verarbeiten.

Unter den zahlreichen Trauergästen waren neben Angehörigen der Opfer und Vertreter:innen des BORG Dreierschützengasse unter anderem die Bundesminister Gerhard Karner und Christoph Wiederkehr, Bundesministerin Claudia Plakolm, Landeshauptmann Mario Kunasek, Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom sowie auch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr und mehrere Mitglieder der Grazer Stadtregierung und des steirischen Landtags. Auch Vertreter:innen der Blaulichtorganisationen wohnten der Trauerfeier bei.

Den geistlichen Teil der Gedenkfeier gestalteten Superintendent Wolfgang Rehner, Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, Imam Sakib Zekan sowie der Vorsitzende der islamischen Religionsgemeinde Steiermark, Mehmet Celebi.

Krautwaschl hielt in seiner Rede fest, dass die Erfahrung der Dunkelheit nicht das Ende sei. Vor allem mache diese Erfahrung niemand alleine. „In allen Situationen haben wir einander. Genau das ist in den letzten Tagen sichtbar geworden.“ Das Füreinander-Dasein sei in den letzten Tagen sichtbar geworden und müsse auch in Zukunft fortgeführt werden, so der Bischof, der appellierte: „Gehen wir aufeinander zu und lassen wir das Aufeinander-Losgehen in der Sprache und erst recht in Taten – in der realen wie auch der virtuellen Welt.“ Was bleibe und bleiben müsse, sei die Liebe und „dass wir uns mehr um unseren Nächsten kümmern“.

Rehner: Göttlicher Funke, der dem menschlichen Leben innewohnt

Im Hinblick auf die nächsten Schritte „kommen die Menschen in den Blick, die wir brauchen, die uns brauchen“, hob der steirische Superintendent Wolfgang Rehner hervor. Der göttliche Funke, der dem menschlichen Leben innewohnt, sei der „Urgrund der Menschenwürde“. „Die Erfahrung von gegenseitiger Unterstützung in der Dunkelheit der Trauer kann unsere Seelen empfänglich machen für die Wahrnehmung des göttlichen Lichts“, sagte Rehner.

Wenn auf dunklen Wegen die eigenen Worte versagten, sei es gut, auf Zitate zurückgreifen zu können, rief der Superintendent in seinem Impuls in Erinnerung. Er zitierte Verse aus Psalm 113, wo es unter anderem heißt: „Ach Herr, wie lange noch muss ich mich um mein Leben sorgen, tagaus, tagein Kummer in meinem Herzen tragen? Schau doch her! Antworte mir, Herr, mein Gott! Lass meine Augen in deinem Glanz leuchten.“ Der steirische Superintendent schloss mit einem Appell: „Bitte, nutzen wir doch gemeinsam diese Chance und folgen wir dem Weg des Trostes, des Beistands, der Versöhnung, des Friedens – im göttlichen Licht.“

Auch Mehmet Celebi betont das Gemeinsame: „Inmitten all der Verschiedenheit sind wir verbunden: Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Weltanschauung sind vereint in der Trauer und im tiefen Wunsch nach einem friedlichen Miteinander.“ Die Hoffnung lebe „durch die Menschen, die füreinander da sind, die ihre Türen öffnen, die ihre Herzen nicht verschließen“, so der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark.

Landeshauptmann Kunasek: Zusammenstehen über alle Parteigrenzen hinweg

„Manchmal geht es darum, einfach da zu sein und in der Stille verbunden zu sein“, betonte Landeshauptmann Mario Kunasek in seiner Ansprache. Man habe in der Steiermark versucht, über alle Parteigrenzen hinweg zusammenzustehen und zusammenzuhalten. „Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, gut miteinander umzugehen. Meine Bitte ist es, diesen Umgang auch in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren beizubehalten.“ Es habe sich auch gezeigt, dass die Republik in schwierigen Momenten funktioniert, so der Landeshauptmann weiter. Er dankte den Einsatzkräften, dem medizinischen Personal, dem Kriseninterventionsteam, den Schulpsychologinnen und -psychologen und allen Helfenden – sie hätten „Übermenschliches geleistet“. Man werde keinen, der Hilfe braucht, zurücklassen und „so lange mit unseren Kräften da sein, so lange es notwendig ist“.

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