NÖ: Evangelisches Kirchengebäude zum Verkauf freigegeben

Neue Zukunft für Versöhnungskirche Heidenreichstein
Wien (epdÖ) – Vor kurzem wurde in Niederösterreich ein evangelisches Kirchengebäude zum Verkauf freigegeben. Es handelt sich um die Versöhnungskirche in Heidenreichstein (Bezirk Gmünd), einer Predigtstation der Pfarrgemeinde Gmünd-Waidhofen an der Thaya. Nach drei Jahren intensiver Diskussion und Beratung über die Bewirtschaftung und Zukunft der Versöhnungskirche „hat das Presbyterium und die Gemeindevertretung für den Verkauf entschieden“, erläutert Ortspfarrerin Dace Dišlere–Musta die Entwicklung gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.
Mit 480 Gemeindemitgliedern ist die evangelische Pfarrgemeinde Gmünd-Waidhofen eher klein. Dennoch verfügt sie über drei Kirchengebäude: die Friedenskirche in Gmünd, die Kirche der Frohen Botschaft Waidhofen und eben die Versöhnungskirche Heidenreichstein. Letztere habe nur 36 Mitglieder, heißt es vonseiten der Gemeinde. Das Dach gehöre dringend saniert, allein dafür fehlten die finanziellen Mittel.
Heutige Situation fordert neue Zugänge
„Obwohl diese Entscheidung uns sehr schwerfällt, sehen wir als Pfarrgemeinde den Verkauf als eine notwendige Lösung und einen wichtigen Schritt der Exnovation“, also das Loslassen von Altem, um Innovation zu fördern, betont Dišlere–Musta. Durch die Veränderungen der sozialen Struktur – Industrialisierung und dadurch starker Zuzug von Evangelischen – anfangs des 20. Jahrhunderts seien in dieser Region Kirchen in Heidenreichstein 1908 und in Gmünd 1910-1911 gebaut worden. Die Gebäude in den beiden Industriestädten gaben den Evangelischen ihre kirchliche Heimat und Ausgleich. Die heutige gesellschaftliche und kirchliche Situation allerdings „fordert neue Zugänge, damit Menschen im evangelischen Glauben ihre geistliche Heimat erleben. Wir arbeiten für die Menschen und nicht für die Gebäude“, so die Ortspfarrerin.
Jeden ersten Sonntag im Monat um 9 Uhr wird in der Versöhnungskirche Heidenreichstein Gottesdienst gefeiert. „Es ist toll, wie die Pfarrgemeinde es bis jetzt geschafft hat“, betont Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. „Aber es geht leider nicht mehr, die drei Kirchen zu erhalten.“ So habe man „völlig friktionsfrei“ den Entschluss gefasst, die Kirche über einen Makler zu veräußern.
„Letztlich eine Abwägungsfrage“
Der niederösterreichische Superintendent Michael Simmer unterstrich, dass er den Beschluss der Gemeindevertretung befürworte. Auch wenn der Verkauf sehr schmerzhaft und die Jugendstilkirche in Heidenreichstein wunderschön sei. „Auch an einer Kirche hängen Emotionen, viele Personen haben schöne Erinnerungen an Taufen oder Gottesdienste – aber letztlich ist es eine Abwägungsfrage“, so Simmer. „Uns ist es sehr wichtig, dass das historische Gebäude eine Zukunft hat“, ergänzt Dišlere–Musta. Sie hoffe, „dass der Verkauf dem einzigen Jugendstilgebäude in Heidenreichstein gute Entwicklungsmöglichkeiten geben wird“.
Trotz aller Betroffenheit über den notwendig gewordenen Verkauf der Predigtstelle feierte die Pfarrgemeinde Gmünd-Waidhofen am Sonntag, 28.9., ab 14 Uhr ihr 100-Jahr-Jubiläum. In der Kirche der Frohen Botschaft in Waidhofen an der Thaya erwartete die Gäste Kabarett, Kulinarik und Musik „unter der Linde“. In diesem Rahmen wurde auch die Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum präsentiert.
Homepage der Pfarrgemeinde: www.evang-gmuend-waidhofen.at