NÖ: Land und Kirchen betonen Miteinander
LH Mikl-Leitner: Familie stärken – Designierter Erzbischof Grünwidl: Kirche kann und muss „nerven“ – Superintendent Simmer: Gemeinsam Grundvertrauen stärken
St. Pölten (epdÖ) – Das gute Miteinander zwischen Kirchen und Land stand im Mittelpunkt der schon traditionellen Begegnung beim „Ökumenischen Mittagessen“ am Mittwoch, 19. November, im St. Pöltner Landhaus. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner hatte dazu Vertreterinnen und Vertreter der Katholischen und der Evangelischen Kirche eingeladen. Gekommen waren unter anderen der designierte Wiener Erzbischof und gebürtige Niederösterreicher Josef Grünwidl, der erstmals an dieser Begegnung teilnahm, der St. Pöltner römisch-katholische Diözesanbischof Alois Schwarz, die Äbte der niederösterreichischen Stifte und seitens der Evangelischen Kirche Superintendent Michael Simmer gemeinsam mit Superintendentialkuratorin Gisela Malekpour, Seniorin Birgit Schiller und den Senioren Rainer Gottas und Markus Lintner.
Im dreifachen Gedenkjahr – 80 Jahre nach dem Weltkriegsende, 70 Jahre nach dem Staatsvertrag und 30 Jahre seit dem Beitritt zur Europäischen Union – gebe es im Land „Friede, Freiheit und Wohlstand, die von Generationen vor uns erkämpft wurden und nicht selbstverständlich sind“, betonte die Landeshauptfrau. Dafür brauche es weiterhin das Miteinander im Land und auch die Zusammenarbeit mit den Kirchen – vor allem in der Vermittlung tragender Werte, im Einsatz für Familien und im Bewahren des religiös-kulturellen Erbes.
Verantwortlichen in Politik und Kirchen solle es ein Anliegen sein, die christlichen Wurzeln der Gesellschaft zu bewahren und die daraus erwachsenden Werte wie Nächstenliebe und Solidarität weiterzugeben, erklärte Mikl-Leitner. Dazu brauche es Bekenntnisse wie das Kreuz in öffentlichen Einrichtungen. Das Kreuz sieht die Landeshauptfrau als „verbindendes Symbol“, das deutlich mache, „wie aus einem Minus ein Plus wird“. Ausdrücklich bekannte sich die Landeshauptfrau zum Wert des Religionsunterrichts, zur kirchlichen Präsenz in Kindergärten und Schulen, aber auch zur Pflege christlicher Bräuche. Zudem gebe es eine gemeinsame Verantwortung für das religiöse und kulturelle Erbe im Land, sagte Mikl-Leitner und verwies in diesem Zusammenhang auf die gute Zusammenarbeit mit den Ordensgemeinschaften. „Stifte und Klöster sind Orte unserer Werte und Orientierung“, so die Landeshauptfrau.
Als wichtiges gemeinsames Handlungsfeld von Politik und Kirche bewertete Mikl-Leitner den Einsatz für Familien und ihre Förderung. Familie sei „nicht Last, sondern Freude und Erfüllung“. Es gelte, gemeinsam eine „familienfreundliche Kultur“ zu etablieren. „Familien sind das Herz der Gesellschaft und ohne Reproduktion keine Produktion“, sagte die Landeshauptfrau.
Orientierung am Evangelium
Der designierte Wiener Erzbischof Grünwidl unterstrich ebenfalls die gute Zusammenarbeit in Niederösterreich und sagte: „Wir sind gerne bereit, das Miteinander zu stärken und das Wir über das Ich zu stellen.“ „Nicht selbstverständlich“ und zugleich „Ausdruck der Wertschätzung“ gegenüber dem Christlichen sei beispielsweise die vom Land herausgegebene Broschüre „Bräuche in Niederösterreich zur Vorweihnachtszeit“.
Ein gutes ökumenisches Miteinander von Kirchen und Politik „hält aber auch aus, dass man unterschiedliche Zugänge haben kann“, so Grünwidl. „Manchmal kann und muss Kirche auch die Politik nerven“, vor allem dann, wenn sie versuche, sich am Evangelium zu orientieren. Ein Blick in die Bibel zeige, „dass Jesus kein Schulterklopfer war“, sondern zum Umdenken und zur Umkehr aufgerufen habe.
Die Kirche müsse sich klar positionieren, zu den „letzten Fragen“ und wenn es um Grundsätzliches für den Menschen gehe. Grünwidl: „Daher bitte ich um Verständnis, dass wir nerven müssen“, etwa wenn im Zuge der nötigen Budgetkonsolidierung kirchlicherseits auf die Auswirkungen auf arme Menschen hingewiesen werde, oder „wenn wir uns in der Kopftuchdebatte für die Religionsfreiheit und das Erziehungsrecht der Eltern stark machen“.
Angesichts multipler Krisen in einer „Welt der Unordnung“ rief der evangelische Superintendent der Diözese Niederösterreich, Michael Simmer, dazu auf, „immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass die christliche Botschaft Hoffnung machen möchte“. Diese Botschaft sei „nicht naiv“, sondern speise sich aus Jahrtausende alten biblischen Geschichten und Erfahrungen. Die Zusage „Fürchte dich nicht“ stehe dabei im Zentrum. Gemeinsam müsse es darum gehen, in der Gesellschaft „das Grundvertrauen zu stärken“. Das gute ökumenische Klima ebenso wie die gelingende Zusammenarbeit zwischen Kirchen und Land sei „keine Selbstverständlichkeit“, sagte der Superintendent und dankte der Landeshauptfrau für diese ökumenische Begegnung als „Zeichen der Wertschätzung“.