80 Jahre Evangelische Jugend Österreich

Großes Fest im Hause der Superintendentur

 
von Martina Schomaker
Das Team der Evangelischen Jugend Österreich (von links) Constanze Herndler-Berka, Clemens Kolb, Elisabeth Löbl, Joachim Hoffleit und Elisabeth Antretter.
Das Team der Evangelischen Jugend Österreich (von links) Constanze Herndler-Berka, Clemens Kolb, Elisabeth Löbl, Joachim Hoffleit und Elisabeth Antretter.

Ihr 80-jähriges Bestehen feierte die Evangelische Jugend Österreich am Reformationstag mit einem Tag der offenen Tür in den neuen barrierefreien Büroräumen in der Hamburgerstraße in Wien. Auf einem "History-Pfad" konnten die zahreichen BesucherInnen, darunter auch viele ehemalige MitarbeiterInnen und der langjährige Jugendpfarrer Ernst Gläser, dabei die verschiedenen, durchaus bewegten Epochen in der Entwicklung der Evangelischen Jugend bzw. des "Jugendwerks" nacherleben.

Gegründet wurde das Evangelische Jugendwerk in Östereich zur Zeit des Austrofaschismus. Unter dem Druck des totalitären Dollfuß-Regimes rückten die evangelischen Jugendverbände näher zusammen und gründeten - um der drohenden Eingliederung in die Staatsjugend zu entgehen - am 4. Mai 1934 unter dem damaligen Jugendpfarrer Georg Traar im Pfarrhaus Amstetten das Evangelische Jugendwerk.

Das Programm zur 80-Jahr-Feier versuchte Geschichte und Zukunft zu verbinden. Auf dem "grünen Sofa" erinnerten sich vier MitarbeiterInnen an ihre persönlichen Zugänge und diskutierten die aktuellen Herausforderungen. "Durch die Mitarbeit bei Freizeiten habe ich gelernt, auf Menschen zuzugehen und mit Gruppen zu arbeiten - etwas, das mir auch in meinem beruflichen Umfeld hilft", sagte Stefanie Salmen, Vorsitzende der Evangelischen Jugend Österreich. Ähnlich auch der langjährige Geschäftsführer des Jugendwerks und der Burg Finstergrün, Günter Guggenberger: Die Erfahrungen in der Evangelischen Jugend und der dort gelernte Umgang mit Menschen hätten ihn motiviert, auch später im wirtschaftlichen Umfeld Lehrlingen zu vermitteln, "die Welt ein wenig menschlicher zu machen". Der 72-jährige Peter Kimmel, dessen Vater lange Zeit in der Geschäftsstelle des Jugendwerks tätig war, fühlt sich "ein Leben lang mit der Evangelischen Jugend verbunden". Gerade die internationalen Begegnungen hätten ihn nachhaltig geprägt, erzählte der frühere Gymnasiallehrer. Durch die vielen Auseinandersetzungen in der Geschichte des Jugendwerks, nicht zuletzt auch um das Überleben der Burg Finstergrün, hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelernt, fair zu streiten. "Es war eine Schule der Demokratie", unterstrichen Guggenberger und Kimmel, "wir haben Demokratie erlebt und gelernt".

Dass die persönlichen Begegnungen oft den entscheidenden Motivationsschub für die eigene Mitarbeit bildeten, betonte auch Michael Dufek, der heute als Fluglotse arbeitet und in seiner Freizeit Cartoons zeichnet. Er appellierte an die Verantwortlichen, die bekannte und beliebte Burg Finstergrün "auch über 2017 hinaus" als evangelischen Ort für Freizeiten zu sichern. Viele Kinder und Jugendliche hätten durch ihren Aufenthalt auf der Burg ihren Zugang zur Evangelischen Kirche gefunden, meinte Dufek. Heute, so der 1971 geborene Dufek weiter, sei in der Kinder- und Jugendarbeit vor Ort vieles schwieriger. Durch das Handy und die Möglichkeit, sich kurzfristig und spontan zu verabreden, werde vieles unverbindlicher, klassische Jugendkreise vor Ort funktionierten kaum mehr.

Stefanie Salmen hofft, dass die Evangelische Jugend "auch weiterhin junge Erwachsene begeistern und aktivieren" kann. Während die Gründung des Jugendwerks 1934 auf äußeren Druck hin erfolgte, sollen die Zukunft der Evangelischen Jugend "freie Entscheidungen ohne äußeren Zwang" bestimmen, bekräftigte Günter Guggenberger.

Text: epdÖ

Fotos: Martina Schomaker

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