Pilgergruppe startet zu Fuß von Wien nach Salzburg

Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit: Superintendent Lein: "Dürfen nicht nur hoffen, sondern müssen auch handeln"

 
von Martina Schomaker
Mit dem "Rucksack der Alternativen" pilgert die engagierte Wandergruppe von Wien nach Salzburg.
Mit dem "Rucksack der Alternativen" pilgert die engagierte Wandergruppe von Wien nach Salzburg.

Mit einer festlichen Aussendungsfeier vor dem Wiener Stephansdom wurde am Samstagvormittag , 17. Oktober 2015, eine Gruppe von 25 PilgerInnen aus verschiedenen christlichen Kirchen ausgesandt, um den 22 Tage andauernden  Ökumenischen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit nach Salzburg zu gehen.

Es gebe immer noch zu viele Menschen, die den Klimawandel weiterhin leugnen, betonte der Wiener Superintendent Hansjörg Lein bei der Auftaktveranstaltung. "Sie stecken den Kopf in den Sand und wollen es nicht wahrhaben, was wir Menschen auf dieser Erde schon ange-richtet haben." Er hoffe inständig, dass der Klimagipfel in Paris endlich zu einem Umdenken führe. Der ökumenische Pilgerweg sei ein starkes Zeichen, dass es den Menschen in Öster-reich ein Anliegen ist, die Schöpfung Gottes zu bewahren. "Wir dürfen nicht nur hoffen, son-dern müssen auch handeln, in diesem Sinne wünsche ich allen Klima-Pilgern eine gute Reise", so der Wiener Superintendent.

Aus einer spirituellen und religiösen Motivation heraus bringt diese Initiative ihre Solidarität mit jenen Menschen zum Ausdruck, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind. Im „Rucksack der Alternativen“ werden die Pilgernden unterwegs Beispiele von Institutionen, Klöstern, Schulen und Betrieben sammeln, die einen Beitrag zu einer klimasicheren und sozial gerechten Zukunft leisten. Das Ökumenische Gemeinschaftsprojekt  richtet sich an politische Entscheidungsträger, damit das Pariser Klimaabkommen stark genug wird, um eine unkontrollierbare Erderwärmung zu verhindern. „Mutter Erde ruft um Hilfe und wir gehen“, meint ein Pilger aus der Kerngruppe.

Beim öffentlichen Auftakt zum Klimapilgern wurde von VertreterInnen christlicher Kirchen das ökumenische Engagement zum Klimaschutz aufgezeigt. Superintendent Mag. Hansjörg Lein, ein Vertreter von Metropolit Arsenios Kardamakis und Bischof Dr. Ludwig Schwarz gaben den Pilgernden Botschaften zur Klimagerechtigkeit aus ihren jeweiligen christlichen Traditionen mit auf den Weg, bevor diese zur ersten Tagesetappe nach Purkersdorf aufbrachen. Außerdem wurde der österreichischen Pilgergruppe ein Erd-Staffel-Stab von Klimapilgern aus Ungarn übergeben, den diese per Rad quer durch ihr Heimatland und weiter bis Wien transportiert hatten.

Mit einem gemeinsamen Pilgersegen durch die Kirchenvertreter wurden die Pilger ausgesandt, um ihre wichtige Botschaft durch Österreich zu tragen. Am 8. November werden die Pilger mit einem vollen „Rucksack der Initiativen“ in Salzburg ankommen. Dieser wird nach der Abschlussveranstaltung in der Pfarrkirche zum Hl. Antonius von Padua  in Salzburg-Itzling mit einer Pilgerdelegation nach Paris weiterreisen, wo er an die UN-Klimakonferenz übergeben wird.

Für Samstag, den 7. November 2015, ist eine weitere Pilgerveranstaltung für mehr Klimagerechtigkeit geplant. Das Ökumenische Pilgerzentrum Wien lädt zu einem Stadt-KLIMA-Pilgerweg ein, der zu mehreren Umweltstationen im X. Bezirk führen und mit einer Abschlussveranstaltung in der Evangelischen Christuskirche Wien-Favoriten enden wird. Der ungewöhnliche Pilgerweg soll über die Bemühungen der Stadt Wien um Verbesserung des Umwelt- und Klimaschutzes informieren.

Das Pilgern ist Teil einer bewussten Lebensführung und trägt durch seine spirituelle Dimension zur Nachhaltigkeit bei. Geist, Körper und Seele kommen durch das Gehen in Gleichklang. Schritt für Schritt öffnet sich der Pilger und wird „mitweltsensibler“.

     
Jede und jeder von uns kann etwas tun, im privaten Umfeld und auch im öffentlichen Raum. Es werden Anleitungen für  Eigeninitiativen gebraucht, infrastrukturelle Änderungen müssen herbeigeführt werden, die Vernetzung verbessert und politische Ziele umgesetzt werden.

Es gibt Alternativen, auch und insbesondere in den Kirchen werden diese schon gelebt.   Pfarrgemeinden und Klöster nehmen ihre Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung sowie den Klima- und Umweltschutz wahr. So betreibt die Evangelische Kirche in Österreich einen Ökostrompool, der Pfarrgemeinden und Privathaushalte mit sauberem Strom versorgt.

Trotzdem muss es das Ziel sein, unser Umweltbewusstsein weiter zu verbessern und  zielführende Maßnahmen in Kirche und Staat umzusetzen, damit 1,5°C Erderwärmung nicht überschritten wird. Ein anderer Lebensstil ist nötig, weg vom Konsumrausch, hin zu Sparsamkeit, Ressourcenschutz und Abschaffung des Handels mit Emissionszertifikaten. Die aktive Bekämpfung des Klimawandels wird die soziale und ökologische Ungleichheit positiv beeinflussen. Der Ökumenische Pilgerweg durch Österreich ist somit ein wichtiger Beitrag der österreichischen Bevölkerung auf dem Weg für mehr Klimagerechtigkeit in der Welt.

Die Website http://klimapilgern.at bietet eine Übersicht zu den Tagesetappen des Klima-Pilgerwegs und Informationen für Interessierte, die eine oder mehrere Etappen der Strecke mitgehen wollen.

Den Abschluss des österreichischen Pilgerwegs für Klimagerechtigkeit bildet eine ökumenische Sendungsfeier am 8. November in Salzburg.

Text und Fotos: DI Arnhild Kump, sie ist Leiterin des Ökumenischen Pilgerzentrum Wien

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