Andrea Mattioli zur neuen Superintendentin von Kärnten-Osttirol gewählt

Mattioli: „Gemeinsam Freiheit des Glaubens leben“
Villach (epdÖ) – Andrea Fiorella Mattioli wird neue Superintendentin der Evangelischen Kirche A.B. in Kärnten-Osttirol. Die bisherige Pfarrerin in Zlan-Ferndorf wurde am Samstag, 26. April, von den Delegierten der Kärntner Superintendentialversammlung in Villach im 2. Wahlgang mit der nötigen Zweidrittelmehrheit gewählt. 58 von 81 (bei 1 ungültigen) Stimmen entfielen auf Mattioli, 18 auf Pfarrer Peter Stockmann (Spittal an der Drau, und 4 Stimmen auf Pfarrerin Dagmar Wagner-Rauca (Unterhaus-Millstätter See), die sich ebenfalls der Wahl gestellt hatten.
Die Wahl eines neuen Superintendenten bzw. einer neuen Superintendentin war notwendig geworden, da Superintendent Manfred Sauer Ende des Jahres in den Ruhestand treten wird. Ihr Amt wird die neue Superintendentin am 1.12.2025 antreten.
„Ich nehme die Wahl an und danke allen ganz herzlich für das Vertrauen“, sagte Andrea Fiorella Mattioli. Sie schätze den „tief verwurzelten Protestantismus in den Gemeinden“, der sich über schwierige Zeiten hinweg erhalten und bewährt habe und die vielen Ehrenamtlichen, die sich mit ihrer Pfarrgemeinde identifizieren, in ihr engagieren und „viel bewegen“. Auf die Frage, was sie für dieses Amt besonders qualifiziere, nannte Mattioli, die „Liebe zu Menschen und Neugier auf das, was sie bewegt und antreibt“, aber auch „Interesse an Kindern und Jugendlichen und dem, was sie zu sagen haben“ sowie, neben anderen Punkten, „einen Glauben, der geerdet ist und in persönlich schwierigen Zeiten getragen hat“.
Andrea Mattioli vor der Superintendentialversammling: „Ich träume davon, dass Kirche auch da präsent ist, wo man es gar nicht erwartet.“ (Foto: epd/T. Dasek)
Gemeinden als Orte des lebendigen Glaubens
„Unsere Gemeinden sind als Fundament unserer Kirche Orte des lebendigen Glaubens und der Begegnung, wo Menschen Trost und Kraft finden, Wegweisung und Gemeinschaft mit Gott und untereinander“, erklärte die designierte Superintendentin. Die Kirche dürfe vor Herausforderungen wie sinkenden Mitgliederzahlen und nicht besetzten Pfarrstellen nicht zurückschrecken, sondern: „Wir nehmen diese Prozesse an und gestalten sie gemeinsam mit Gottvertrauen und Transparenz.“ Vor der Wahlversammlung sprach Mattioli von der „Freiheit des Glaubens, aus der wir leben“. „Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam unterwegs sind und diese Freiheit des Glaubens leben“, so die designierte Superintendentin, der ein „guter Austausch“ ebenso wichtig ist, wie „der Evangelischen Kirche in Kärnten ein ‚sprachfähiges Gesicht‘ zu geben“. Mattioli träumt davon, „dass Kirche auch da präsent ist, wo man es gar nicht erwartet, dass wir ein Korrektiv sind mit der Botschaft Jesu Christi, wo Menschen unterdrückt werden und Ungerechtigkeit herrscht“. Da gelte es, „für sie alle Partei zu ergreifen und einzustehen“.
Segenswünsche von Superintendent und Bischof
„Ich freue mich sehr, dass zum ersten Mal in der Geschichte unserer Evangelischen Kirche in Kärnten und Osttirol die Wahl auf eine Frau gefallen ist. Andrea Mattioli hat mit ihrer herzlichen und einfühlsamen Art die Herzen der Delegierten erobert, sie hat aber auch mit ihrer theologischen und seelsorgerlichen Kompetenz überzeugt“, sagte der amtierende Superintendent Manfred Sauer gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. „Mit ihrem Stil und ihren Begabungen wird Andrea Mattioli viel Positives und Segensreiches bewirken und bewegen, dazu wünsche ich Gottes reichen Segen“, so der Superintendent.
Glück- und Segenswünsche seitens der gesamtösterreichischen Kirchenleitung überbrachte auch Bischof Michael Chalupka, der aus Wien zur Wahl nach Villach gereist war. Alle drei kandidierenden Personen seien „zutiefst in Kärnten inkulturiert und verwurzelt, obwohl sie hier nicht geboren sind“, sagte der Bischof gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Andrea Mattioli strahle Hoffnung aus, verfüge über viel Erfahrung im regionalen Bereich aber auch darüber hinaus. Dabei zeichne sie ihr „positiver Wille“ aus, „Gemeinschaft zu fördern und zu fordern“, so der Bischof. Gleichzeitig zeigte sich auch der Bischof erfreut, dass Andrea Mattioli die erste Superintendentin in Kärnten ist und mit ihr nun „seit langem wieder eine Frau in den Kreis der Superintendenten gewählt wurde“.
Superintendentialkuratorin Prinz-Büchl: Starke Wirkung nach innen und außen
Geleitet wurde die Wahl von Superintendentialkuratorin Margarete Prinz-Büchl, die mit dem Superintendenten bzw. der Superintendentin an der Spitze der Diözese steht. Sie erwartet, dass Andrea Mattioli als erste Kärntner Superintendentin stark nach innen und außen wirken werde. „Die aktuellen Herausforderungen erschrecken sie nicht“, bekräftigte Prinz-Büchl, die der neuen Superintendentin auch attestiert, dass sie die „Kärntner Stimme“ in der Gesamtkirche verstärken werde.
Andrea Fiorella Mattioli (55) stammt aus Neckarsulm in Deutschland. Sie war Pfarrerin im Raum Ludwigsburg und als Urlaubsseelsorgerin in Kärnten tätig, seit 2019 ist sie amtsführende Pfarrerin des Pfarrgemeindeverbands Zlan-Ferndorf. Mattioli gehört dem Vorstand des Evangelischen Gustav-Adolf-Vereins Österreich an sowie der Synode A.B. und der Generalsynode, wo sie auch im Theologischen Ausschuss mitarbeitet. Nach Gertraud Knoll und Luise Müller ist Andrea Mattioli die dritte Superintendentin in der Geschichte der Evangelischen Kirche in Österreich.
Der Superintendent bzw. die Superintendentin wird von der Superintendentialversammlung, in der über 90 Delegierte aller Gemeinden der Superintendenz Kärnten-Osttirol vertreten sind, für die Dauer von zwölf Jahren mit einer Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen gewählt. Das Amt entspricht dem des Diözesanbischofs in der Römisch-katholischen Kirche. Zu den Aufgaben des Superintendenten bzw. der Superintendentin gehört die geistliche Führung der Diözese. Er bzw. sie hat die Aufsicht über die kirchlichen Ordnungen und die schriftgemäße Verkündigung. Zu den bischöflichen Rechten gehören die Ordination von Pfarrer:innen und die Visitation von Pfarrgemeinden.
Die evangelische Superintendenz Kärnten-Osttirol hat in 33 Pfarrgemeinden rund 42.000 Mitglieder.