Wien: Kirchen feierten große gemeinsame Ostervesper

 
von Evangelischer Pressedienst

Ökumenischer Gottesdienst im Stephansdom

Wien (epdÖ) – Unter dem Leitwort „gemeinsam glauben – gemeinsam feiern“ haben die Kirchen in Österreich am 26. April eine gemeinsame ökumenische Ostervesper im Wiener Stephansdom gefeiert. Anlass war das eher seltene Zusammentreffen des Ostertermins in der Ost- und Westkirche. Demnach feierten alle Kirchen in diesem Jahr an gemeinsamen Tagen Ostern.

In seiner Predigt rief der Apostolische Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, dazu auf, den gemeinsamen Ostertermin als Zeichen der Hoffnung auf eine größere Einheit der Kirchen zu sehen. Grünwidl erinnerte dabei auch an den verstorbenen Papst Franziskus und griff eine Formulierung von Franziskus auf, der eine „ökumenische Dreifaltigkeitsformel“ prägte: „Miteinander gehen, miteinander beten, miteinander arbeiten.“

Die Feier begann mit ökumenischen Begegnungen bei der reformierten Stadtkirche, der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale, der altkatholischen Pfarrkirche St. Salvator und der griechisch-katholischen Kirche St. Barbara jeweils im Wiener Stadtzentrum. In einem Sternmarsch führte die gemeinsame Feier zum Stephansdom. Sie bestand aus liturgischen Elementen der östlichen und westlichen Kirchentraditionen wie Psalmen, Osterhymnen oder auch einem orthodoxen Abendhymnus. Das Vater Unser wurde u.a. auch auf Aramäisch, der Sprache Jesu, gebetet.

Den Gottesdienst gestalteten neben Administrator Gründwidl u.a. die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler und die altkatholische Bischöfin Maria Kubin, der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Bischof Tiran Petrosyan, sowie Domdekan Rudolf Prokschi, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin und Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa.

BU: Oberkirchenrätin Ingrid Bachler und Landessuperintendent Thomas Hennefeld bei der Ostervesper. (Foto: Erzdiözese Wien/Schönlaub)

Darüber hinaus nahmen an der Vesper teil: der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, die methodistische Pastorin Esther Handschin, der griechisch-orthodoxe Archimandrit Athanasius Buk, der bulgarisch-orthodoxe Bischofsvikar Ivan Petkin, Diakon Nikola Markovich von der Russisch-orthodoxen Kirche, Veljko Savic von der Serbisch-orthodoxen Kirche, Diakon Lisanu Tilahun von der Äthiopisch-orthodoxen Kirche, der anglikanische Kanonikus Patrick Curran, Hirte Walter Hessler von der Neuapostolischen Kirche, Heidi Oppliger von der Heilsarmee sowie Franz Gollatz vom Bund der Baptistengemeinden.

„Wir sind noch nicht am Ziel“

Das gemeinsame Osterfest im Jubiläumsjahr – 1700 Jahre nach dem ersten Ökumenischen Konzil von Nicäa – bezeichnete Administrator Grünwidl in seiner Predigt als „wichtigen Schritt auf unserem gemeinsamen Weg“. Wenn Ost- und Westkirche gemeinsam Ostern feiern, könne „das Fest der Auferstehung des Herrn deutlicher als bisher zu einem Zeichen der Einheit und zu einem noch hoffnungsvolleren Impuls für Versöhnung und Frieden werden“, bekräftigte Grünwidl. Gleichzeitig betonte er: „Wir sind noch nicht am Ziel. Aber wir schauen nicht zurück, sondern wir strecken uns aus nach dem, was vor uns liegt, und gehen miteinander auf das Ziel zu.“

Grünwidl ging auch auf die Bedeutung des Betens und Arbeitens im ökumenischen Geist ein. „Die Einheit der Kirche ist nicht in erster Linie ein organisatorisches, strukturelles Problem, sondern zuerst eine Frage des Glaubens und des Gebets“, erklärte der Apostolische Administrator. Einheit könne nicht gemacht werden, sondern sei „Frucht des Gebets und ein Geschenk des Heiligen Geistes“, so Grünwidl.

Überdies nahm Grünwidl auch auf die gegenwärtigen Herausforderungen für die christlichen Kirchen Bezug: So bezeichne sich die Mehrheit der Bevölkerung zwar weiterhin als religiös oder spirituell, doch es werde „immer deutlicher, dass die Grundbotschaft des christlichen Glaubens – Gott hat sich in Jesus Christus geoffenbart – für viele Menschen keine oder kaum mehr Bedeutung hat“. Daraus leite sich ein klarer Arbeitsauftrag für alle Kirchen ab: „Die Gottesfrage thematisieren und in der Buntheit des religiösen Angebots den Gott der Bibel neu und lebensrelevant verkünden.“

Das Glaubensbekenntnis von Nicäa nannte Grünwidl abschließend als bleibenden „Arbeitsauftrag“ für alle christlichen Kirchen. Es gehe darum, das Credo und das Evangelium in das Leben der Menschen hinein zu übersetzen. In einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft sei es entscheidend, den Gott der Bibel „neu und lebensrelevant“ zu verkünden, so der Apostolische Administrator.

Zu dem ökumenischen Gottesdienst hatten der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), die Diözesankommission für ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien und die Stiftung „Pro Oriente“ eingeladen.

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