Die Wurzel, die uns trägt

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über den jüdischen Ursprung des Christentums

Wir Christen leiten uns von Jesus her. Wir vergessen, allzu leicht, dass Jesus Jude war. Er wurde am achten Tage im Tempel beschnitten, er feierte seine Bar Mizwa und versetzte die Gelehrten in Erstaunen mit seinem Wissen über die Thora. Der Jude Jesu hielt den Sabbat. Wenn er mit anderen Rabbinern über die Auslegung der Gebote in Streit geriet, so blieb er doch einer der ihren.

Die ersten Christen waren eine Gruppe innerhalb des Judentums, die sich mit viel Mühe anderen öffnete und dann auch Heiden aufnahm. Eine Methode der Identitätsfindung ist es, das eigene Herkommen schlecht zu machen. Die christlichen Kirchen haben das in der Geschichte allzu oft gemacht und sich dem Judentum überlegen gefühlt, es herabgewürdigt bis hin zur blutigen Verfolgung.

Die Kirchen haben diese Schuld bekannt und aus der Geschichte gelernt. Denn der Antisemitismus richtet sich selbst, er ist ein Gräuel gegenüber „Gottes erster Liebe“, und er vergiftet auch den, der ihn benutzt. Schon der Apostel Paulus hat die jungen Gemeinden vor „christlicher“ Überheblichkeit gewarnt: „Du sollst wissen, dass nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich.“ Darauf dürfen wir nicht vergessen, wenn der Antisemitismus wieder sein Haupt erhebt. Die Schändung jüdischer Friedhöfe, die Bedrohung von Jüdinnen und Juden, müssen ein Ende haben.

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