Ein Protestantenkind

Michael Chalupka über die Theaterlegende Claus Peymann
Als sturen Bremer Protestanten, so hat sich Claus Peymann selbst bezeichnet. Das hat wohl weniger mit seiner Verbindung zur Kirche zu tun als mit seiner Herkunft und seinem moralischen Anspruch, durch das Theater die Welt ein Stück besser zu machen. Seine protestantische Prägung ist ihm erst in Österreich richtig bewusst geworden, wie er sagt: „Ich bin ein Bremer Protestantenkind und habe mich ausgerechnet mit dem Peter Handke verbunden, der schon damals ein Mystiker war, und mit dem vom Katholizismus gezeichneten Großgrundbesitzer aus Oberösterreich, dem Thomas Bernhard. Einen größeren Unterschied in Mentalität und Denken gibt es ja gar nicht.“
Der Kontrast hat seine Anziehungskraft über den Tod hinaus. Als ehemaligem Burgtheaterdirektor stünde Claus Peymann ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof zu. Er selbst hat sich allerdings ein Grab auf dem Friedhof der evangelischen Dorotheenstädtischen Gemeinde in Berlin gesichert. Dort ruhen Deutschlands große Geister wie der Philosoph Georg Friedrich Wilhelm Hegel, der Schriftsteller Bertolt Brecht oder die Schauspielerin Helene Weigel.
Er träume manchmal davon, „es wie die alten Könige zu machen: das Herz nach Wien, den Rest auf den Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.“ Auch wenn er das mit einem Lächeln gesagt hat, ist eines doch gewiss. Er hat sein Herz an Wien verloren. Denn sein Herz verliert man zu Lebzeiten.