Kärntner Superintendent Manfred Sauer feierlich verabschiedet

 
von Evangelischer Pressedienst

Sauer: „Relevante Botschaft der Hoffnung und Zuversicht“ – Bischöfin Richter: Wirken weit über kirchliche Grenzen hinaus

Villach (epdÖ) – Nach fast 24 Jahren als Superintendent der Evangelischen Kirche A.B. in Kärnten und Osttirol wurde Manfred Sauer am Sonntagnachmittag, 30. November, von Bischöfin Cornelia Richter feierlich von seinem Amt entpflichtet. Am Festgottesdienst in der Evangelischen Kirche im Stadtpark in Villach nahmen zahlreiche Menschen aus den Kärntner und Osttiroler Pfarrgemeinden teil, ebenso wie Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen, der Politik und des öffentlichen Lebens. Gekommen waren auch die Superintendenten und Superintendentialkurator:innen anderer Diözesen sowie Mitglieder der gesamtösterreichischen evangelischen Kirchenleitung.

Manfred Sauer bei seiner letzten Predigt als Superintendent. (Foto: epd/T. Dasek)

In seiner Predigt sprach Manfred Sauer von einer „relevanten Botschaft“ der Kirche, einer „Botschaft der Hoffnung und Zuversicht, einer Botschaft, die Friedensstifter und Gerechtigkeitssucher selig spricht“. Diese Botschaft richte sich an die Armen, an die Verfolgten, und ermutige „immer wieder zur Versöhnung“, bekräftigte der scheidende Superintendent. Glaube bewirke eine „Umwertung der Werte“: „Wir müssen nicht ständig gewinnen, indem wir uns permanent optimieren und miteinander messen und matchen, sondern indem wir achtsam miteinander umgehen, aufrichten, Mut zusprechen und solidarisch handeln“, erklärte Sauer. In der übervollen Villacher Kirche dankte der Superintendent allen für die „Weggemeinschaft über viele Jahre hinweg“ und den „geschwisterlichen Umgang“ miteinander, „wir bleiben unterwegs im Geist der Hoffnung, dass diese Welt nicht verloren ist“.

Einsatz für Toleranz und Humanität

Bischöfin Cornelia Richter dankte dem scheidenden Superintendenten, „von Herzen für alles, was Du für die Evangelische Kirche in Österreich und all ihre Menschen getan hast“. Sauer sei dabei oft neue Wege gegangen und habe neue Worte gefunden, „auch poetische“, sagte Richter. Als Superintendent habe er „weit über die ganze Breite der Diözese und ihrer kirchlichen Grenzen hinaus“ gewirkt, betonte die Bischöfin und erinnerte auch an Sauers Einsatz für den Karfreitag als Feiertag. Seine Wiederwahl 2013 in eine zweite Amtszeit spreche dafür, dass er Menschen offenbar nicht nur im Gebet nahe war, sondern „viele Menschen getragen“ habe, denen vielleicht der Mut fehlte, sich selbst an Gott zu wenden, oder die für das Beten keine Worte gefunden haben, wie etwa nach dem Messerattentat im vergangenen Februar. Sauer gehöre zu jenen Menschen, für die jedes Gebet auch Verkündigung sei, Liturgie und Predigt zugleich, „und wenn man andere dabei an der Hand nimmt, dann auch noch Seelsorge und Diakonie. Damit niemand aus Versehen aus dem Leben fällt. Damit niemand liegen bleibt“, sagte die Bischöfin. Richter würdigte in ihrer Ansprache auch Sauers Einsatz für Toleranz und Humanität. Auszeichnungen wie der Kärntner Landesorden oder das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich zeigten, „dass Du hier in Kärnten zu einem wahrhaft geistlichen Landesvater geworden bist“, so die Bischöfin.

LH Kaiser: Gemeinsame Verantwortung auch in schwierigen Situationen gelebt

Die geschwisterliche Atmosphäre dieser feierlichen Entpflichtung stehe auch für das, was Manfred Sauer in den 24 Jahren als Superintendent „in seine Kirche und die Gesellschaft transportiert“ habe, erklärte Landeshauptmann Peter Kaiser in seinem Grußwort. Dem scheidenden Superintendenten dankte Kaiser auch für die freundschaftliche Verbindung als „kongenialer, wichtiger und kritischer Gesprächspartner“. Besonders würdigte der Landeshauptmann Sauers Engagement, „den Schwächeren zur Seite zu stehen“. Die Kirchen und die Politik verbinde eine gemeinsame Verantwortung für die Menschen, er sei „dankbar, dass dies auch in schwierigen Situationen mehrfach gelebt werden konnte“.

Bischof Marketz: Brückenbauer zwischen Tradition und Zukunft

Seitens der Römisch-katholischen Kirche dankte Diözesanbischof Josef Marketz für das „Miteinander in Geschwisterlichkeit“. „Wir haben gemeinsam Hoffnungen geteilt und gesegnet, und jedem war dabei klar, dass wir vom gleichen Gott reden, wenn wir sein Evangelium verkündigen“, sagte Marketz in seinem Grußwort. Sauer sei es gelungen, „unermüdlich Brücken zu bauen zwischen Generationen ebenso wie zwischen Tradition und Zukunft“. „Unzweideutig“ habe sich Sauer für Gerechtigkeit und marginalisierte Menschen eingesetzt. Mit seinem Einsatz für die slowenische Minderheit in Kärnten habe er die Evangelische Kirche in „solidarischer Beziehung zur Minderheit“ geführt, so der Diözesanbischof.

Als dienstältester Superintendent dankte Sauers oberösterreichischer Amtskollege, Gerold Lehner, für die Zusammenarbeit. Sauer habe dabei immer „das Ganze“ im Blick gehabt, es brauche diese wichtige Balance zwischen den Agenden in der Diözese und der Gesamtkirche. Gleichzeitig sei es Sauer auch gelungen, in den alltäglichen Vollzügen einer Gemeinde „Gemeinschaft zu stiften und zu bewahren“.

Manfred Sauer habe in seiner Amtsführung als Superintendent „immer Mitmenschlichkeit transportiert“, sagte die Rektorin der Diakonie de La Tour, Astrid Körner, und dankte für die „Parteilichkeit“, mit der Sauer seine Stimme „für die Verletzlichsten der Gesellschaft“ erhoben habe.

Standing Ovations für den Superintendenten bei seinem Abschied aus dem Amt. (Foto: epd/T. Dasek)

An der liturgischen Feier des Gottesdienstes wirkten mehrere Vertreter:innen der Evangelischen Kirche in Kärnten mit, darunter Sauers Stellvertreter, die Senior:innen Regina Leimer, Dagmar Wagner-Rauca und Michael Guttner, Sauers Ehefrau und frühere Pfarrerin Renate, Superintendentialkuratorin Margarethe Prinz-Büchl und Sauers Nachfolgerin Andrea Mattioli. Auch der in Kärnten lebende Altbischof Herwig Sturm sprach ein Segenswort. Musikalisch gestalteten den Gottesdienst der Singkreis Oisternig, das Ensemble „LutherBlech“ und Diözesankantor Martin Lehmann, der für die musikalische Gesamtleitung verantwortlich zeichnete. Im Anschluss lud die Diözese Kärnten und Osttirol zu einem Empfang in den Bambergsaal. Dort dankte Hasudin Atsanovic von der Islamischen Glaubensgemeinschaft Kärnten für die „Ehrlichkeit und Offenheit“, die Sauer im interreligiösen Dialog gelebt habe. „Ich danke Gott, dass ich die Möglichkeit hatte, mit dir gemeinsam auf dem Weg zu sein und von Dir zu lernen“, so der Imam.

Manfred Sauer wurde am 1. Jänner 2002 als Nachfolger von Joachim Rathke zum sechsten Superintendenten der Evangelischen Diözese A.B. Kärnten und Osttirol gewählt, im April 2013 erfolgte seine Wiederwahl. Als Obmann und Gründungsmitglied des „Denk.Raum.Fresach“ hat Sauer maßgeblich dazu beigetragen, dass in dem Kärntner Bergdorf mit den jährlichen „Toleranzgesprächen“ ein europäisches Kulturzentrum entstanden ist. Seine Nachfolge tritt mit 1. Dezember Andrea Mattioli an, die am 26. April dieses Jahres zur ersten Superintendentin der Diözese Kärnten und Osttirol gewählt wurde. Die Amtseinführung der neuen Superintendentin wird am 31. Jänner 2026 in Zlan stattfinden.

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