Macht und Versuchung

Militärethische Tage für Offiziere

 
von acolono

Offizier-Sein hat etwas mit verantwortungsvoller Machtausübung zu tun. Ein Offizier ist Angehöriger einer „bewaffneten Macht“. Machtausübung ist aber nicht immer etwas Angenehmes. Sie geschieht nicht nur durch den Soldaten sondern auch an Soldaten. Und in schwierigen Situationen führt übertragene Macht manchmal an persönliche Grenzen.

Achtzehn Teilnehmer folgten der Einladung der Evangelischen Militärsuperintendentur, und fanden sich von 26. bis 27. April 2010 zu den bereits zum sechsten Mal stattfindenden Militärethischen Tagen für Offiziere ein. Ziel des Seminares war es, darüber nachzudenken, was es bedeutet, in der Position des Offiziers Macht innezuhaben und wie damit umzugehen ist.

Der Begrüßung durch den Militärsenior DDr. Karl-Reinhart Trauner folgte ein Impulsreferat durch Militärsuperior Msgr. Dr. Werner Freistetter. Er zeichnete am Beispiel des „Guten Hirten“ (Psalm 23) ein positives Bild einer gerechten Machtausübung. Aus wissenschaftlicher Sicht erläuterte ObstltdhmfD Mag. Andreas Kastberger den Begriff „Macht“, verschiedene Machtmotivationen sowie den Umgang mit Macht im Bereich des Militärs.. Anschließend wurden in einer ersten Gruppenarbeit darüber diskutiert, inwieweit Macht den Charakter verändert. Höhepunkt des ersten Tages war der Vortrag von Generalleutnant Mag. Christian Segur-Cabanac, der, als einer der höchsten Offiziere des Bundesheeres, seine persönlichen Erfahrungen zum Thema mit den Anwesenden teilte. „Macht geschieht immer in Verantwortung vor Gott“, und „Macht muss immer in Zusammenhang mit Dienen gesehen werden“, so der Leiter der Sektion IV.

Vertrauen als Schlüssel zur Macht

Am nächste Tag hatte Leutnant Mag. (FH) Stefan Klocko die Gelegenheit, aus der Sichtweise eines jungen Truppenoffiziers die Herausforderung „Macht“ zu erläutern. Dabei kam ganz klar zum Ausdruck, dass Machtausübung ganz eng mit den Begriffen Verantwortung, Vorbild und Vertrauen verknüpft ist. Im Anschluss daran wurden in zwei weiteren Gruppenarbeiten individuelle und kollektive Konsequenzen der Macht diskutiert und im Plenum präsentiert. Aufbauend auf die Gruppenarbeiten wurde erörtert, welche Fähigkeiten für eine verantwortungsvolle Machtausübung von Offizieren des Bundesheeres notwendig sind. Dabei standen u.a. Begriffe wie Menschliche Größe, Kritik- und Begeisterungsfähigkeit, Vorbildwirkung, Authentizität und Selbstdisziplin zur Debatte. Das Vertrauen – Selbstvertrauen, Vertrauen in Vorgesetzte, Untergebene und das System – stand ebenfalls im Mittelpunkt der Betrachtungen.

Die Evangelische Militärseelsorge trägt mit den Militärethischen Tagen für Offiziere seit Jahren zur Berufsethischen Bildung (BeB) im Bundesheer bei. Die Ergebnisse des Seminars sowie alle Referate werden in gewohnter Weise in den Themenheften „Militär&Seelsorge“ (auch auf www.bundesheer.at/wissen-forschung/publikationen/index.shtml ) publiziert.

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