„SAAT“: „Zum Lob Gottes beitragen“

Interview mit Johannes Diem über die Neue Liturgie
Seit Dezember 2024 ist es in der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich möglich, Gottesdienste mit einer neuen Liturgie zu feiern. Komponiert hat die 13 kurzen Melodien – wie etwa das „Ehre sei Gott“, „Halleluja“ oder „Lamm Gottes“ – Johannes Diem, Musiker und Lehrer an der Popakademie der Johann Sebastian Bach Musikschule in Wien. Die Kompositionsphase erstreckte sich von Anfang Oktober 2023 bis Jänner 2024, danach folgte der Feinschliff. Auf der Website www.kirchenmusik-evangelisch.at schreibt der 51-jährige Keyboarder und Organist: „Mögen diese Kompositionen reichlich zum Lob Gottes beitragen und seiner Gemeinde viel Freude beim Singen bereiten.“ Die „SAAT“ hat mit ihm gesprochen.
SAAT: Was waren die musikalischen Vorgaben für eine neue Liturgie?
Johannes Diem: Die liturgischen Texte waren von der Kommission für Gottesdienst und Kirchenmusik vorgegeben. Die neuen Melodien dazu sollten flexibel gespielt werden können, also mit Orgel genauso wie mit einer Band. Ich habe Jazz-Klavier an der Uni studiert, eine Zeit lang auch Orgel, und so konnte ich beides zusammenbringen. Die Tonsprache der neuen Liturgie sollte modern sein, mit Elementen aus der Popularmusik. Außerdem sollten die Melodien leicht singbar und eingängig sein, aber auch nicht zu simpel, also schon ein gewisses Niveau haben.
Die Melodien und Harmonien dürfen also nicht „0815“ sein, aber auch nicht zu kompliziert …
Genau das sollte es sein, dass es eine Eigenheit hat, die diesen Spagat schafft zwischen Kunstwerk und Gebrauchsmusik, die für möglichst viele Leute machbar ist. Dass es also nicht nur „studierte“ Leute spielen können, sondern dass es ein Volksgesang wird. Diese Balance zu schaffen war eine Herausforderung. Aber nachdem ich das Musizieren mit Orgel und Band kenne, war es gar nicht so schwierig, in meiner Inspiration mir die Melodien für beides vorzustellen. Übrigens gibt es ja zwischen Kirchenorgel und Band auch Überschneidungen, ich denke da an die Hammondorgel. Sie diente ja anfangs als Ersatz für die Kirchenorgel und wurde dann in der Popularmusik sehr beliebt.
Sie haben vorhin „Inspiration“ beim Komponieren erwähnt …
Ich fühlte mich wirklich inspiriert. Ich hatte die Texte vor mir, hab mich ans Klavier gesetzt – und einfach geschaut, was kommt. Manchmal war es erstaunlich, wie schnell eine Idee da war. Ich habe das bewusst nicht zu analytisch gemacht. Es war eher so, dass alle musikalischen Inputs, die in mir drinnen sind, in diesem Moment des kreativen Prozesses aus mir herausflossen.
Inspiriert vielleicht auch vom Heiligen Geist?
Absolut, ja! Kreativität ist ja immer ein Geschenk Gottes. Ich habe auch immer wieder um Inspiration gebetet. Es ist, wenn man so will, etwas Heiliges.
Mit diesen Kompositionen zählen Sie ab nun zu den am meisten gespielten Komponisten in Österreich – jeden Sonntag in vielen Pfarrgemeinden …
Das ist natürlich schön, aber auch nicht wirklich greifbar. Ich weiß ja nicht, in welchen Kirchen die neue Liturgie schon gespielt wird. Ich denke mir: Wenn ich in einen evangelischen Gottesdienst gehe und dort meine Liturgie höre, dann ist das sicher etwas Besonderes. Es ist eine große Ehre, das gemacht zu haben, und eine große Freude, wenn es zum Lob Gottes beiträgt.
Welche Musik hören bzw. spielen Sie persönlich am liebsten?
Als Berufsmusiker höre ich privat eigentlich eher wenig Musik, sondern freue mich auch über Stille. Neben meinem Beruf als Lehrer spiele ich in einem Jazztrio und der Gospelband „Gospel Project“ die Keyboards, also E-Piano und Hammondorgel.
Die Neue Liturgie in der Version für Band-Begleitung kann auf dem YouTube-Kanal der Evangelischen Kirche angehört werden.
Die Noten zur Neuen Liturgie finden Sie hier.
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