Bischof Chalupka in der ZiB2: Nicht bei den Ärmsten sparen

Karfreitag erinnerte daran, wie mit religiöser Minderheit umgegangen wurde
Wien (epdÖ) – Die Regierung sei mit durchaus ambitionierten Zielen angetreten wie etwa die Kinderarmut zu halbieren, andererseits gebe es auch Maßnahmen, etwa bei der Sozialhilfe, die dem entgegenstehen, sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka am Donnerstagabend, 17. April, in der ZiB2. Es sei wichtig, „genauer hinzuschauen“ wer Hilfe brauche „und nicht bei den Ärmsten zu sparen“, warnte der Bischof. Gerade in der Karwoche gehe es darum, wahrzunehmen, wo Menschen leiden „und wo wir auch unsere Verpflichtung fühlen, diesen Menschen zu helfen“.
Eine Reform der Sozialhilfe wäre längst notwendig, „aber sie muss armutsfest sein“. Eine Sozialhilfe, die nach unten kürze, indem sie das für ganz Österreich gleich mache, helfe nicht. Vielmehr müsse sich die Sozialhilfe an der Armutsschwelle orientieren, „so dass die Menschen über die Armut gehoben werden. Da sind wir noch weit entfernt“, befand der Bischof und frühere langjährige Diakoniedirektor.
Kirchen und ihre Hilfsorganisationen forderten seit langem, dass es verstärkte Maßnahmen brauche, um asylberechtigte Menschen „vom ersten Tag an“ auf Integration vorzubereiten und in den Arbeitsmarkt zu bringen. Die Arbeitsmarktintegration sei hier der zentrale Punkt, die „soziale Hängematte“, von der immer wieder gesprochen werde, „war immer schon Lug und Trug, und das sollte man auch so benennen“, sagte Chalupka.
Weiter Einsatz für den Karfreitag
In der Frage der Karfreitagsregelung verwies der Bischof darauf, dass der Karfreitag 1955 als Gedenk- und Erinnerungstag an die Verfolgung evangelischer Christinnen und Christen eingeführt worden ist. Mit dem Streichen des Karfreitags als Feiertag habe sich die Republik darum gebracht, sich zu erinnern, „wie mit einer religiösen Minderheit umgegangen worden ist. Und da braucht es wieder eine Initiative“, betonte Chalupka. Die Evangelische Kirche werde sich weiter für den Karfreitag als Feiertag einsetzen, auch wenn sich im aktuellen Regierungsprogramm dazu nichts finde. Demokratie lebe davon, „dass Minderheiten geschützt werden und dass man auch ein Bewusstsein dafür hat, wie die eigene Geschichte entstanden ist“.
Trotz der europaweit zunehmenden Säkularisierung spüre er in den Pfarrgemeinden eine „große Lebendigkeit“ und starke Gemeinschaft, die auch nach außen ausstrahle. Die Karwoche und der Karfreitag seien auch eine „Schule des Mitgefühls“, um wieder zu lernen, dort hinzuschauen, wo Menschen Hilfe benötigen. Das lasse sich gerade in der Gemeinschaft der Pfarrgemeinde üben, „und dafür werbe ich auch“.
Auf die Frage, ob angesichts der bevorstehenden Wahl für seine Nachfolge „Österreich bereit für eine Bischöfin“ sei, antwortete Chalupka: „Unbedingt“. Die Entscheidung liege bei der Synode, die im Mai zur Wahl zusammenkommt. Auch wenn es derzeit noch keine Bischöfin gebe, seien Frauen und Männer in der Evangelischen Kirche seit vielen Jahren gleichberechtigt. „Uns ist es ein Anliegen, dass das Gesamte der Bevölkerung und der Schöpfung bei uns demokratisch repräsentiert ist.“
Das ZIB2-Studiogespräch mit Bischof Chalupka finden Sie hier auf ORF ON.