Zehn Jahre „Laudato si“: „PILGRIM“-Zertifikate an Schulen verliehen

Feier im Wiener Schottenstift würdigt Nachhaltigkeits-Engagement österreichischer Bildungseinrichtungen
Wien (epdÖ) – Unter dem Motto „Zehn Jahre Laudato si – Die Sorge um das gemeinsame Haus“ sind am 3. Juni im Wiener Schottenstift wieder PILGRIM-Zertifikate an Schulen aus ganz Österreich vergeben worden. Bei der Verleihung hob PILGRIM-Präsidentin Christine Wogowitsch den Wert der Zertifizierung hervor: „Genau diese Anerkennung möchten wir ihnen heute zuteil werden lassen.“ Das PILGRIM-Zertifikat sei mehr als eine Urkunde – gemeinsam mit dem symbolisch überreichten Weinstock stehe es für etwas „Lebendiges, das man immer wieder neu pflegen muss“.
Der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Bischof Tiran Petrosyan, bezeichnete PILGRIM bei der Eröffnung der Feier als einen „lebendigen Ausdruck einer Haltung, die wir als Christinnen und Christen mit vielen anderen Menschen teilen: Die Verantwortung für das gemeinsame Haus Erde“. Die Sorge um die Schöpfung sei nicht nur ein pädagogisches, sondern auch ein zutiefst theologisches Anliegen, sagte der armenisch-apostolische Bischof.
Der Wiener Superintendent Matthias Geist bezog sich als weiterer Vertreter der Ökumene auf das Gleichnis Jesu vom Weinstock: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Dies sei ein Auftrag für gelebte Spiritualität und Verantwortung im Alltag, unterstrich Geist.
Regina Petrik, Generalsekretärin der Katholischen Aktion Österreichs, erinnerte an zentrale Aussagen aus Papst Franziskus’ Enzyklika „Laudato si“: Die Erde schreie unter dem Schaden, den ihr die Menschheit zufüge. Eine „große ökologische Wende“ sei notwendig, so Petrik.
Interaktion und Praxisnähe
Bei der Feier wurden auch einige konkrete Nachhaltigkeits-Projekte vorgestellt. Theresa Ortbauer präsentierte die Initiative „WeltTellerFeld“ im 22. Wiener Gemeindebezirk – ein interaktiver Lernort zur globalen Ernährungsgerechtigkeit. Besucherinnen und Besucher könnten dort globale Zusammenhänge und Auswirkungen des eigenen Konsumverhaltens unmittelbar erfahren.
Der Abt des Wiener Schottenstifts, Nikolaus Poch, verwies auf Nachhaltigkeitsprojekte in benediktinischen Klöstern und die Bedeutung des Pilgerns, das fest im Schulprogramm verankert sei. Die Natur, „der Gesang der Vögel und die Gerüche in der Luft“, seien für ihn „starke Zeichen der Hoffnung“, sagte der Ordensmann und Gastgeber der Zertifizierungsfeier.
Im Rahmen der Veranstaltung wurde überdies das Buch „Bildung und Nachhaltigkeit. Das Konzept PILGRIM im Ethikunterricht“ von Stefan Sampt vorgestellt. Laudator Piotr Kubiak erklärte, das Werk vermittle die Entstehungsgeschichte und zentrale Anliegen der Initiative und zeige praxisnahe Unterrichtsbeispiele zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.
PILGRIM-Ehrenpräsident Johann Hisch sprach in seinen Abschlussworten vom in der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus so bezeichneten „gemeinsamen Haus“, bei dem es sich um die „Welt, von der wir selbst ein Teil sind“ handle. Es sei, so der PILGRIM-Gründer, ein „Geschenk des Himmels an uns und alles, was da kreucht und fleucht. Das regt an zu einer tiefen Dankbarkeit.“
Spiritualität und Nachhaltigkeit
PILGRIM ist ein österreichisches Bildungsnetzwerk, das Schulen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützt, Spiritualität und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden. Im Mittelpunkt steht die „Sorge um das gemeinsame Haus“ – ein Bildungsansatz, welcher Umweltbewusstsein mit ethischen und religiösen Werten verknüpft. Schulen, die sich regelmäßig mit diesen Themen befassen, können ein PILGRIM-Zertifikat erhalten.
Die 2004 gegründete Initiative zählt heute über 300 teilnehmende Schulen. Sie orientiert sich an internationalen Rahmenwerken wie der Enzyklika „Laudato si“ und fördert durch Projekte, Fortbildungen und Publikationen eine Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sinne eines ganzheitlichen Lernens. (Infos: www.pilgrim.at)