Würdigung der je „anderen“ Tradition am Campus der Religionen
Innovative gemeinsame Botschaft von acht Religionsgemeinschaften

„Mit Begeisterung an neuen und innovativen Formen friedensfördernden Zusammenlebens gehen wir in eine gute Zukunft.“ So beschreibt Matthias Geist, evangelischer Superintendent von Wien den neuen Zugang zum Campus der Religionen. „Einen nächsten Schritt wagen wir, indem wir noch besser aufeinander hören und im je anderen eine Wahrheit entdecken, ohne unser eigenes Lebensprinzip aufzugeben“, meint Geist weiter. Die Gemeinschaft trage bereits so weit, „dass wir voneinander lernen und jede verlässliche Botschaft, die dem Zusammenleben dient, gerne fördern und bekräftigen.“
Das Fest der Religionen am Sonntag, 7. September 2025, um 16.00 Uhr in der Seestadt Aspern gab ein sichtbares und hörbares Zeichen gegenseitiger Wertschätzung. Neben Bewohnerinnen und Interessierten waren Gunther Laher von der Stadt Wien und als Vertreter der Religionsgemeinschaften Willy Weisz (Israelitsche Kultusgemeinde), Ermin Sehic (Islamische Glaubensgemeinschaft), Gerhard Weißgrab (Buddhistische Religionsgesellschaft), Gursharan Singh Mangat (Sikh Gemeinschaft), Sunil Narula (Hinduistische Religionsgemeinschaft), Walter Hessler (Neuapostolische Kirche), Harald Gnilsen und Dariusz Schutzki (römisch-katholische Kirche) sowie Petra Mandl und Matthias Geist (Evangelisch-Lutherische Kirche) anwesend.
Die Mitwirkenden hatten sich diesmal bereit erklärt, an einem besonders innovativen Text zu arbeiten, den es so noch nie in Wien im Vortrag gegeben hat. Aus unterschiedlichen Lebenshaltungen und Glaubensrichtungen wurden Gedanken zum Thema der „Gemeinschaft“ formuliert. Jeder Religionsvertreter lieh jedoch einem anderen, zunächst „fremden“ Text seine Stimme und brachte so eine Würdigung des je anderen und seiner Betrachtung zum Ausdruck.
Neben weiteren Beiträgen, Gelegenheit zum Austausch bei Speis und Trank sahen die Vertreter der acht Religionsgemeinschaften eine Erweiterung durch den neu gegründeten Religionsrat des Wiener Bürgermeisters für sehr angemessen an. Superintendent Matthias Geist betonte, wie sehr die gemeinsame Geschichte, die eng mit dem „Campus der Religionen“ verwoben ist, nun auch die gemeinsamen Anliegen vieler Religionsgemeinschaften festigen kann.
Zentral seien nun fünf Punkte, die in Hinkunft betrachtet werden müssten und Geist nennt die Grundsätze und Bedürfnisse für die Stadt wie folgt. Es brauche ein „gleichwertiges Miteinander“, eine „gemeinsame Sprache und Ausdrucksform“, „gegenseitige Unterstützung – gegen jede Spaltung“, „sozialdiakonische Verantwortung“ und nicht zuletzt einen „gemeinsamen Ort“, wie den in der Seestadt Aspern.
Denn wenn sich die Religionsgemeinschaften als „Sauerteig“ im Bildungs- und Friedensdiskurs der Gesellschaft beteiligen, so seien „klar erkennbare Orte, die für dieses Miteinander stehen, nötig“, so Geist. Im günstigsten Fall ließe sich ein solcher Ort auch als Grünoase in der bereits sehr bebauten Seestadt denken, mit Bäumen, einer Wiese, Sitzgelegenheiten zum Verweilen und einem überdachten Bereich, auf dem gemeinsame Veranstaltungen wie das „Fest der Religionen“ angeboten werden könnten.
