Hilfsorganisationen fordern klares Ja zu inklusiven Schulen
Ausbau des Sonderschulwesens ein „Rückschritt“
Wien (epdÖ) – Diakonie, Caritas, „Jugend am Werk“ und Lebenshilfe Österreich warnen vor dem Ausbau des Sonderschulwesens und fordern stattdessen gut gemachte Inklusion. Hintergrund ist der geplante Neubau von Sonderschulen in Oberösterreich sowie die Befürwortung des Erhalts solcher Einrichtungen in Salzburg und der Steiermark. „Der Neubau segregierender Einrichtungen führt uns in die Vergangenheit, nicht in die Zukunft“, betonen die Organisationen einhellig. „Wir fordern ein klares Ja zu inklusiven Schulen, die den Bedürfnissen aller Kinder gerecht werden und Chancengleichheit gezielt fördern“.
„Sonderschulen trennen Kinder, diskriminieren sie und verwehren ihnen ihr Recht auf gleichberechtigte Bildung“, heißt es in einer Aussendung vom Montag, 10. November. Sonderschulen seien ein „Rückschritt“. Die Organisationen verweisen auf die UN-Behindertenrechtskonvention von 2008, die Österreich zu einem inklusiven Bildungssystem verpflichtet. „17 Jahre später sind wir davon weit entfernt – im Gegenteil: Wir erleben eine rückwärts gewandte Bildungspolitik, die nicht erkennt, dass nur Inklusion zeitgemäß und gerecht ist“, betont Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.
Um den Bedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden und Chancengleichheit mit inklusiven Schulen gezielt zu fördern, fordern die Träger mehr Ressourcen, aufklärende Arbeit mit Eltern, den Ausbau gemeinsamer Lernorte und transparente Datenerhebung über Bildungsverläufe in unterschiedlichen Schulsystemen. „Unser Ziel ist klar: kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander – Schritt für Schritt hin zu einem wirklich inklusiven Bildungssystem“, befindet Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler.
Inklusion: Bessere Chancen in Schule, Ausbildung und Beruf
Brigitte Gottschall von „Jugend am Werk“ verweist darauf, dass Kinder in inklusiven Schulen nachweislich bessere Chancen in Schule, Ausbildung und Beruf hätten. „Keine Studie belegt, dass segregierte Schulen bessere Ergebnisse liefern. Knapp die Hälfte der Sonderschulabsolventen ist anderthalb Jahre nach Abschluss weder in Ausbildung noch am Arbeitsmarkt“, so Gottschall.
Positiv sehen alle vier Trägerorganisationen, dass die Bundesregierung den Rechtsanspruch auf das 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf umsetzen will. Bisher war es nämlich nicht vorgesehen, dass Kinder mit erhöhtem Förderbedarf überhaupt eine Oberstufe besuchen. „Entscheidend ist jedoch, dass auch die Oberstufe inklusiv gestaltet wird – und keine neuen Sonderstrukturen entstehen“, unterstreicht Philippe Narval, Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich.