„Frankenburger Würfelspiel“ erinnert an Blutgericht des Jahres 1625

 
von Evangelischer Pressedienst

Zwölf Aufführungen des Volksschauspiels bis 17. August

Wien (epdÖ) – „Das Frankenburger Würfelspiel“ widmet sich seit Freitag, 25. Juli, einem grausamen Geschehen österreichischer Geschichte. Das Volksschauspiel erinnert an ein Blutgericht im Jahr 1625, als Evangelische paarweise um ihr Leben würfeln mussten. Bei der Premiere der diesjährigen Saison hielt der bekannte Schauspieler Cornelius Obonya die Festrede. Am Sonntag, 27. Juli, gab es an der einstigen Hinrichtungsstätte einen ökumenischen Gottesdienst.

Anfang des 17. Jahrhunderts war die Bevölkerung von Frankenburg in Oberösterreich evangelisch. Als im Mai 1625 ein italienischer, römisch-katholischer Priester eingesetzt werden sollte, kam es zum Widerstand. Der zuständige katholische Statthalter Adam Graf von Herberstorff versprach „Gnade“, falls die Aufständischen „ohne Wehr und Waffen“ am 15. Mai zum Haushamerfeld kämen. Etwa 5.000 Bürgers- und Bauersleute aus der Gegend folgten dem Aufruf zum traditionellen Gerichtsplatz. Was dort geschah, gehört zu den dunkelsten Kapiteln der österreichischen Geschichte: Statt der vermuteten Gnade für die Aufständischen wurden 36 führende Vertreter des Bauernstandes festgenommen. Der Statthalter ließ sie paarweise um ihr Leben würfeln. 16 der „Verlierer“ und eine weitere Person wurden anschließend gehängt.

Herberstorff verfügte zudem, dass die gesamte Bevölkerung bis Ostern 1626 wieder zur Katholischen Kirche übertreten müsse. Evangelische Gottesdienste waren offiziell schon längst verboten, evangelische Geistliche und Lehrer des Landes verwiesen, auch wenn viele dem vorerst nicht Folge leisteten.

400 Jahre Blutgericht und 100 Jahre Uraufführung des Volksschauspiels

„Die namentlich bekannten, eigentlichen Rädelsführer waren längst über alle Berge“, erläutert Hannelore Reiner, ehemals evangelische Pfarrerin von Vöcklabruck und Oberkirchenrätin, beim Besuch des Denkmals am Haushamerfeld im Rahmen einer kürzlich stattgefundenen Pressereise. „An ihrer Stelle wurden Ratsherren, Richter und Zechleute für schuldig befunden, da sie es nicht geschafft hatten, den Aufstand aufzulösen. Die gräfliche Gnade bestand darin, dass sie um ihr Leben würfeln konnten.“ Der evangelische Bischof Michael Chalupka betonte beim Besuch in Frankenburg und am Haushamerfeld, dass es beim Gedenken an das Blutgericht nicht um eine Art „evangelische Vereinsgeschichte“ geht. „Was vor 400 Jahren in Oberösterreich passierte, geht das ganze Land an.“

Seit 1925 wird mit dem Volksschauspiel „Das Frankenburger Würfelspiel“ an diese grausamen Geschehnisse erinnert. Alle zwei Jahre finden die Aufführungen auf der größten Naturbühne Europas statt. Involviert sind 500 Laiendarsteller:innen sowie weitere 300 Helfer:innen.

Die Premierenfeier stand unter dem Titel „Was kann Theater?“ Der Schauspieler Cornelius Obonya hielt die Festrede. Alle Aufführungstermine: 25., 26., 27. Juli, sowie am 1., 2., 3., 8., 9., 10., 15., 16., 17., August, jeweils 20.30 Uhr.
https://www.wuerfelspiel.at/

Am Sonntag, 27. Juli, wurde am Würfelspielgelände Frankenburg ein ökumenischer Gottesdienst mit Superintendent Gerold Lehner und Diözesanbischof Manfred Scheuer gefeiert. Musikalische Umrahmung: Posaunenchor Rutzenmoos und Kirchenchor Frankenburg.

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