Henner: „Die Menschen für die Bibel begeistern“
Die Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft im „SAAT“-Interview
Wien (epdÖ) – Eine aktuelle Studie zum Umgang mit der Bibel in Österreich hat überraschende Ergebnisse gebracht: So lesen etwa junge Erwachsene öfter in der Bibel als ältere Menschen. Ein steigendes Interesse am christlichen Glauben zeigt sich auch durch eine stetig steigende Zahl von Schüler- und Besuchergruppen im Bibelzentrum beim Museumsquartier. Bei alldem „sehen wir übrigens, dass immer mehr Bibelleser ohne religiöse Prägung sind“, sagt Jutta Henner, seit 1996 Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft mit Sitz in Wien. Im Interview mit dem evangelischen Monatsmagazin „SAAT“ erklärt die Theologin auch, warum Luthers Übersetzung so bahnbrechend war.
Zu Aufgabe und Ziel der Österreichischen Bibelgesellschaft gefragt, antwortet Henner, es gehe erstens darum, „Menschen Zugang zur Bibel zu eröffnen, Bibeln bereitzustellen und dafür zu begeistern“. Zweitens „freuen wir uns im Bibelzentrum beim Museumsquartier über die Begegnung mit einer stetig steigenden Zahl von Besuchergruppen“. Das sind etwa Schulklassen, und zwar nicht nur aus dem Religionsunterricht. In den Ferien wiederum „besuchen uns Touristen aus aller Welt“.
Laut einer aktuellen Patmos-Studie (siehe diese epdÖ-Meldung) lesen junge Erwachsene öfter in der Bibel als ältere Menschen. Diese Zahl habe sie überrascht, sagt Henner. „Gemeinhin hört man ja, dass die Gruppe der 18- bis 34-Jährigen in den Pfarrgemeinden fehlt. Aber die, die sich als christlich deklariert haben, lesen genau in dieser Altersgruppe am meisten in der Bibel.“ Eine naheliegende Begründung sei, dass es in diesem Lebensabschnitt viele Umbrüche gibt. So breche für Henner auch „die Frage nach Sinn und Orientierung“ auf.
Großes Interesse an der Bibel
Bei der erwähnten Studie hat etwa ein Drittel der Österreicher:innen Interesse an der Bibel bekundet. Henner: „Ich bin gespannt, ob sich dieses Interesse an der Bibel und am Glauben auf unsere Pfarrgemeinden auswirken wird. Kommen die Leute? Entschließen sie sich, in die Kirche einzutreten? Wie müssen sich unsere Gemeinden ausrichten, um für diese Menschen eine Heimat zu werden?“ Viele Fragen, auf die Gemeinden mit neuen Angeboten reagieren müssten.
Gefragt nach den aktuell beliebtesten Bibelübersetzungen antwortet Henner, dass viele „Erstleser“ von der „Basisbibel“ oder der „Guten Nachricht“ (leicht zu lesende Übersetzungen in der Sprache von Heute, Anm.) begeistert seien. Außerdem beobachte sie, „dass immer mehr Bibelleser ohne religiöse Prägung sind“.
Im Hinblick auf den Reformationstag am 31. Oktober erläutert die Theologin, dass es vor der Reformation bei der Bibel darum ging, dem lateinischen Text gerecht zu werden. „Jetzt kam der Mensch in den Fokus, er wurde wahrgenommen und wertgeschätzt“, weiß Henner. Luthers Bibelübersetzung habe „die theologische Einsicht der Reformation gespiegelt: Du bist vor Gott gerechtfertigt!“
Das ganze Interview und mehr aus der „Evangelischen Welt“ finden Sie in der aktuellen „SAAT“, die Sie um 39 Euro im Jahr hier abonnieren können.