Wien: Internationales Symposium anlässlich 500 Jahre Täuferbewegung

 
von Evangelischer Pressedienst

Das Erbe der Täufer und seine Bedeutung für heutige Freikirchen

Wien (epdÖ) – Unter dem Motto „Gegen den Strom“ fand am 24. Oktober im Stephanisaal des Curhauses am Stephansplatz ein internationales Symposium anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Täuferbewegung statt. Expertinnen und Experten aus fünf Ländern präsentierten historische Einblicke in die entstehende Bewegung, die sich gegen die damalige Staatskirche stellte. Abschluss war eine Podiumsdiskussion u.a. mit der diesjährigen „SOS-Mitmensch“-Preisträgerin für Zivilcourage, der Volksschullehrerin Ilkay Idiskut, über die Relevanz des nonkonformistischen Erbes für heutige Freikirchen. Organisiert wurde das Symposium von den Freikirchen in Österreich (FKÖ) und dem „Arbeitskreis Geschichtsaufarbeitung“ vom überkonfessionellen Verein „Runder Tisch/Weg der Versöhnung“.

Unter den internationalen Vortragenden befanden sich etwa Martin Rothkegel, Professor für Kirchengeschichte der Theologischen Hochschule Elstal/Deutschland, Jana Valtrová, Professorin für Religionswissenschaften an der Masaryk Universität in Brünn/Tschechien, Emmy Maendel, Archivarin des historischen Archivs der Bruderhofgemeinschaft vom Bruderhof New York/USA sowie Reinhold Eichinger, Freikirchen-Historiker und Gründungsmitglied der Freikirchen in Österreich.

Eichinger plädierte für eine „gesunde Erinnerungskultur“, die aufzeige, wie Gesellschaften mit ihrer Vergangenheit umgehen. Der Obmann des Hutterischen Geschichtsvereins verwies auf Gedenktafeln und historische Stätten, die an die Täuferbewegung erinnern, darunter Balthasar Hubmaier am Stubentor in Wien und die Galeere auf der Burgruine Falkenstein, wo 1540 Täufer zur Zwangsarbeit verurteilt wurden. „Die Besinnung auf die eigenen Wurzeln und der Mut, nicht mit, sondern auch gegen den Strom zu schwimmen, sind wichtige Elemente der Freikirchen in der heutigen Zeit“, betonte Eichinger.

Dritter Flügel der Reformation

Eine Podiumsdiskussion mit Philipp Pilhofer von der Evangelischen Theologischen Fakultät der Universität Wien/Österreich, Robert Hochgruber vom Hutterer Arbeitskreis in Tirol und Südtirol, Brixen/Italien und der Lehrerin sowie Bildungsexpertin Ilkay Idiskut widmete sich dem Vermächtnis des nonkonformistischen Zeugnisses für heutige Freikirchen. Die Protagonistin des Films „Favoriten“ warnte vor pauschalen Verboten wie beim Kopftuch: Viele Mädchen fühlten sich unwohl, und es gelte, „in die Familien hineinzuschauen“, um größere Probleme wie Gewalt zu erkennen.

Die Täufer waren im 16. Jahrhundert Teil des reformatorischen Aufbruchs. Sie bildeten neben den Lutheranern und Reformierten den dritten Flügel der Reformation. Die Täufer vertraten die Auffassung, dass nur die von mündigen Christen begehrte und an ihnen vollzogene Taufe dem Neuen Testament entsprechen würde. Von ihren Gegnern wurden sie bald negativ als „Wiedertäufer“ bezeichnet. In Zürich vollzogen im Jänner 1525 neben anderen Konrad Grebel, der einige Jahre zuvor in Wien studiert hatte, und Felix Mantz die erste Glaubenstaufe.

Die seit 2013 staatlich anerkannten „Freikirchen in Österreich“ (FKÖ) umfassen alle Kirchengemeinden, die dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich, dem Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, den Elaia Christengemeinden, der Freien Christengemeinde-Pfingstgemeinde in Österreich oder der Mennonitischen Freikirche Österreich angehören. Insgesamt wird die Zahl der Mitglieder der Freikirchen (wenn man auch Kinder und Jugendliche hinzu zählt) auf bis zu 40.000 geschätzt.

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